Der Buntspecht – Zimmermann des Waldes

Der Buntspecht ist mit seinem prächtig gekennzeichneten schwarz-weiss-roten Gefieder ein ausgesprochen schöner Vogel und der bekannteste von den insgesamt neun in Deutschland vorkommenden Spechtarten. Im Gegensatz zu den meisten heimischen Vogelarten geht es dem Buntspecht bei uns momentan ganz gut. Bieten ihm doch die durch den Klimawandel großflächig absterbenden Fichten mit massivem Borkenkäferbefall Lieblingsnahrung im Überfluss.

Die Spechte gelten als die Zimmerleute des Waldes. Ihr Schnabel ist ihr Werkzeug, mit dem sie Löcher in die Bäume schlagen und Rinde abhacken, dass die Späne nur so fliegen. Der Buntspecht ist ein typischer sog. Hackspecht, der sich jedes Jahr eine neue Nisthöhle zimmert. Die alten Höhlen sind sehr begehrt und werden rasch von Meisen, Staren, Spatzen und anderen Höhlenbrütern wieder belegt. Kaum ein anderer Vogel verwendet so viel Ausdauer beim Anlegen seiner Nistmöglichkeit wie der Buntspecht. 3 bis 4 Wochen und länger können sich seine Bautätigkeiten hinziehen. Kopfweh bekommt er beim Hämmern erstaunlicherweise nie. Ein aus elastischen Knochen bestehendes Stoßdämpfersystem federt jeden Schlag perfekt ab.

Besonders im Frühjahr hört man ihn häufig trommeln. Das Trommeln, was nicht selten über 100 m weit zu hören ist, ist das „Liebeslied“ des Spechtes und nicht zu verwechseln mit dem Hacken und Hämmern zum Bau seiner Höhle oder zur Nahrungssuche. Zum Trommeln setzt sich der Specht gerne an das freie Ende eines trockenen Astes, um diesen mit 10 bis 20 Schlägen pro Sekunde in Resonanz zu bringen.

In letzter Zeit zieht es den Specht immer häufiger zu energetisch sanierten Häuserfassaden hin, um dort mit seinem kräftigen Schnabel die Schaumdämmung zu bearbeiten. Nahrung findet er dort keine, aber das Hämmern in Styropor reizt ihn sehr und bereitet ihm anscheinend großes Vergnügen, im Gegensatz zu den genervten Hausbesitzern.

 

Text: Ludwig Winkens, 09/19

Foto: Willi Eckers

Steckbrief

Größe Körperlänge 22 bis 24 cm (in etwa Amselgröße), kompakt und kräftig;
Gewicht um 80 g
Nahrung Im Sommer vor allem Insekten, die in Rinden und Borken aufgespürt werden. Weniger bekannt ist, dass er gelegentlich Eier und Jungvögel anderer Singvögel nicht verschmäht. Selbst vermeintlich sichere Bruten in Holznistkästen sind vor seinem Meißelschnabel nicht sicher. Im Winter begnügt der Buntspecht sich mit Samen von Kiefern und Fichten sowie Eicheln, Nüssen, Kernen. Hin und wieder erblickt man ihn am Futterhaus.
Vorkommen Wälder, Parks und Gärten; nahezu in ganz Europa verbreitetet, kein Zugvogel.