Mit dem Aurorafalter geht auch an wolkigen Tagen die Sonne auf. Er wurde nach der Römischen Göttin Aurora, Sinnbild der Mörgenröte, benannt. So edel wie der Name ist, so unkompliziert ist dieser Falter: Sind seine bevorzugten Pflanzen vorhanden, flattert er genau so gerne über Feuchtwiesen wie am Waldesrand herum.
Wiesenschaumkraut (Cardamine pratensis) ist eine bevorzugte Futterpflanze für Aurorafalterraupen. Wer sich mit dem Saft der Pflanze die Augen einreibt, sollte, einer englischen Sage nach, dazu fähig sein, die Elfen im Gras kreisen zu sehen. Aber aufgepasst: Elfen entführten gerne junge Leute in ihr Reich. Nur selten gelang eine Wiederkehr. Weniger romantisch ist der niederländische Name des Wiesenschaumkrauts, Pfingstblume (Pinksterbloem), weil sie, praktischerweise, meistens so um Pfingsten blühte. Wegen der Klimaänderung hat sich das um drei Wochen verfrüht, wegen des frischeren Maiwetters sind vielerorts noch die zartrosa Blüten zu sehen.
Auch die Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata) ist ein idealer Ort für die Eiablage werdender Auroramütter. Wer die Knoblauchsrauke im Garten antrifft, sollte sie nicht nur wegen des Schmetterlings und seine Raupen stehen lassen, Knoblauchsrauke kann als natürlicher ´Abgrenzer´ dienen. Steht die Pflanze an einer Stelle verhindert sie, dass Bäume oder Sträucher sich mit ihren Wurzeln weiter ausdehnen. In unserem Garten wächst sie in der Nähe eines Holunders – und ich finde, genau so wie die Rauke, dass der Strauch mit sechs Metern Höhe und vier Metern Breite sich begnügen kann. Wer diese flexible Wildpflanze neben einem Bach antrifft, kann sicher sein, dass der Bach nicht zugewuchert wird.
Ausdauerndes Silberblatt, auch Mondviole genannt, könnte als Wirtspflanze für die Raupen von Bedeutung sein. Im Garten meiner Eltern hatte meine Mutter Jahrelang eine Ecke für diese Pflanzen reserviert. Wenn sie verblüht waren, hatten wir doppelt Spass: der letzte Schmetterling war zwar verschwunden, aber die einzigartigen Samenmänteln, die nach christlichem Glauben die weggeworfenen Silberthaler des Judas gewesen sein sollten, haben uns als Trockenblumen viel Freude geschenkt. Wenn die flach zugespitzten Schoten rissen oder abfielen, wurden sie im Garten begraben, damit im nächsten Jahr wieder neue Pflanzen daraus werden konnten. Das Silberblatt ist ein richtiger Rheinländer, mag lehmige Böden und ist leider durch Monokulturen in der Landschaft selten geworden. Weil es auch eine wichtige Wildbienenpflanze ist, ist es lobenswert, diese Pflanze vermehrt auszusäen.
Aurorafalter leben einen Sommer. Der Schmetterling überwintert als Puppe und schlüpft, sobald die Temperaturen es zulassen. In Gegensatz zum Zitronenfalter, der als Erwachsener auch Frost überlebt, muss der Aurorafalter bis zu den Tagen der sogenannten Eisheiligen warten (ungefähr Mitte Mai).
Man kann die Orte besuchen, wo dieser Falter verweilt. Wer dabei keine nassen Füße scheut, kann gerne Feuchtgebiete besuchen und das Bittere Schaumkraut (Cardamine amara), auch Falsche Brunnenkresse oder Bitterkresse genannt, suchen. Vielleicht sieht man Auroras bei der Eiablage. Wem das Pfingstwochende zu schnell vorbeigegangen ist, kann sich so das „Pfingstgefühl“ ein bisschen verlängern.
Quellenverzeichnis:
„Der Große Kosmos Naturführer“ Stuttgart, 2018. Frankh-Kosmos Verlags GmbH
„Schmetterlinge“ München, 2008. BLV Buchverlag GmbH & Co.
Wiesenschaumkraut (Cardamine pratensis) | Blüte online
die-honigmacher.de [29.05.2023]
Lunaria rediviva – Ausdauerndes Silberblatt, Mondviole
gaissmayer.de [29.05.2023]
Ausdauerndes Silberblatt: Expertenwissen für den Garten
naturadb.de [29.05.2023]
Bittere Schaumkraut (Cardamine amara), auch Falsche Brunnenkresse oder Bitterkresse genannt
waarneming.nl/species/6523/ [29.05.2023]
und meine eigene Erfahrung (35 Jahren Naturbeobachtung).
Caroline Dormans