Der Fischadler

Fischadler sind bei uns im südlichen Niederrhein nur ganz vereinzelt und unregelmäßig als Durchzügler anzutreffen. Aus unserem Stadtgebiet/Umgebung sind lediglich ein paar sporadische Beobachtungen in den letzten hundert Jahren dokumentiert worden.

 

Umso erstaunlicher ist es, dass der Naturfotograf Willi Eckers sowie die Hobbyornithologin Annemarie Rölkens jeweils ein Exemplar des wunderschönen Greifvogels im Rheindahlener Land auf der Durchreise beobachten konnten. Willi Eckers hatte im letzten Jahr sogar das besondere Glück, einen jagenden Fischadler mit Beute in seinen Fängen an einem unserer Gewässer der Stadt fotografieren zu können.

 

Fischadler galten lange Zeit in Deutschland sowie Mitteleuropa als fast ausgerottet. Bejagungen und Umweltgifte waren in erster Linie für diese Dezimierungen verantwortlich. Sie galten als Nahrungskonkurrenten des Menschen und wurden bekämpft und verfolgt. Kein Wunder, wenn selbst eine schon damals bekannte Persönlichkeit wie unser Tiervater Alfred Brehm vor rd. 150 Jahren von einem „mit Recht gehaßten und deshalb eifrig verfolgten Raubvogel“ sprach und dies veröffentlichte. Er erwähnte aber auch eine sanfte Seite des Fischadlers und bemerkte: „Kleinen Vögeln gegenüber gestattet er ohne Mißgunst, in seinem großen Horst sich anzusiedeln, und diese Mietleute sind ihrerseits seiner Gutmütigkeit so vollkommen sicher, daß sie auch Nester zu bauen wagen, welche durch einen so starken Raubvogel entschieden gefährdet werden könnten, wenn letzterer daran dächte, seine Gastfreunde zu belästigen.“

 

Erfreulicherweise hat sich die Population der Fischadler in den letzten zwanzig Jahren durch ein absolutes Bejagungsverbot und zahlreiche Schutzaktionen von Umwelt- und Naturschutzverbänden wieder spürbar erholt. Heute leben die meisten der rd. 500 Fischadler auf deutschem Gebiet in Mecklenburg-Vorpommern sowie in Brandenburg.

 

Gewöhnlich lebt der Fischadler an ausgedehnten Binnenseen oder Teichen, man kann ihm aber auch an der Küste der Ostsee begegnen. Das Nest befindet sich meistens auf Bäumen mit einer Höhe von mindestens 15 m, aber auch immer öfter auf hohen Hochspannungsmasten, denn dort sind sie besonders gut geschützt vor potentiellen Feinden. Naturfreunde verwechseln zuweilen Fischadler und Seeadler miteinander, obwohl der Fischadler erheblich kleiner, aber doch wieder größer als der Bussard ist. Seine sichersten Kennzeichen sind der weiße Oberkopf und die weiße Bauchunterseite. Beim Beutesuchen rüttelt er gern über dem Wasser. Seiner Nahrung, die fast ausschließlich aus Fischen besteht, geht er stoßtauchend von oben herab nach. Vor dem Herabstoßen rüttelt er oft über dem Wasser. Seine Beute kann bis zu 2 kg schwer sein, obschon er selber nur um die 1,5 kg wiegt. Es kommt vor, dass er sich in zu große Fische verkrallt und seine Fänge kaum noch lösen kann. Dann wird es nicht nur für den großen Fisch, sondern auch für den Fischadler brenzlig und gefährlich.


Text: Ludwig Winkens, 11/22

Fotos: Willi Eckers

Steckbrief

Größe Länge 60 bis 65 cm, Gewicht ca. 1.500 g, Spannweite um die 180 cm
Nahrung überwiegend Fische, selten Kleinsäuger, Frösche, Amphibien oder sogar Enten
Brut zwei bis vier Eier, die über 30 Tage bebrütet werden
Vorkommen überwiegend im Norden und Osten Europas beheimatet; Zugvogel, der in Afrika überwintert.