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Hup, Hup, Hurra: Der Wiedehopf ist der Vogel des Jahres 2022

Berlin/Düsseldorf – Der Sieger der zweiten öffentlichen Wahl zum Vogel des Jahres vom NABU und seinem bayerischen Partner LBV (Landesbund für Vogelschutz) steht fest: Der Wiedehopf (Upupa epops) liegt mit 45.523 Stimmen vorn. Das entspricht 31,9 Prozent aller abgegeben Stimmen. Damit ist er nach dem Rotkehlchen der zweite Jahresvogel, der von allen Menschen in Deutschland gewählt werden konnte.

 

„Der Wiedehopf ist mit seinem orangeroten Gefieder und seiner markanten Federhaube auch wegen seiner spektakulären Erscheinung gewählt worden – er ist einer der auffälligsten heimischen Vögel“, so der stellvertretende Vorsitzende des NABU NRW Christian Chwallek. „Viele Wähler konnten sich aber sicher auch mit seinem Wahlslogan ´Gift ist keine Lösung‘ identifizieren. Der Wiedehopf benötigt halboffene bis offene, magere Landschaften – je blütenreicher sowie pestizid- und düngerfreier, umso insektenreicher und damit attraktiver sind sie für den frisch gewählten Vogel des Jahres 2022.“ Denn der Wiedehopf lebe bevorzugt von größeren Insekten und ihren Larven wie Käfern, Grillen, Heuschrecken und Schmetterlingsraupen.

 

Auf Platz zwei landete die Mehlschwalbe mit 34.773 Stimmen (24,4 Prozent). Auf Platz drei flatterte der Bluthänfling mit 28.442 Stimmen (19,9 Prozent) vor dem Feldsperling mit 23.259 Stimmen (16,3 Prozent). Der letzte Platz ging an den Steinschmätzer (10.801 Stimmen, 7,6 Prozent).

 

Die wenigsten, die den Wiedehopf zum Jahresvogel gewählt haben, dürften ihn selbst einmal in der Natur gesehen haben. Denn er kommt nur in einigen Regionen Deutschlands vor, wie zum Beispiel dem Kaiserstuhl in Baden-Württemberg, in Rheinhessen oder den Bergbaufolgelandschaften der Lausitz in Brandenburg und Sachsen. Dort ist das Klima für den wärmeliebenden Vogel geeignet. Auch in Nordrhein-Westfalen kann man den auffälligen Vogel mit etwas Glück wieder entdecken. „Jahrzehnte lang gab es hier keine Wiedehopfe mehr, da ihr bevorzugter Lebensraum immer weiter schrumpfte. Heute ist es darum nicht grundlegend besser bestellt, doch durch das wärmere Klima ist NRW wieder attraktiv geworden“, erklärt Jonas Brüggeshemke vom NABU-Landesfachausschuss (LFA) Ornithologie und Vogelschutz.

 

Als Nistplatz nutzen Wiedehopfe alte Spechthöhlen, Nischen oder Nistkästen. Um den Heimkehrern mehr Nistmöglichkeiten anzubieten, haben die NABU-Ornithologen in Münster Nistkästen aufgehängt. „Damit andere Arten die Kästen nicht nutzen, hängen wir sie sehr tief auf oder stellen sie sogar ganz auf den Boden“, erklärt Brüggeshemke. „Aus Angst vor Mardern und Katzen meiden die meisten Vogelarten solche Kästen – nicht aber der Wiedehopf. Sowohl die Weibchen als auch die Küken haben nämlich eine fiese Waffe gegen Fressfeinde – sie versprühen ein stinkendes Sekret.“ Der NABU-LFA plant, Wiedehopfe auch bald landesweit mit einem Projekt zu unterstützen. Ein Netzwerk von Helfer*innen für den Bau der Nistkästen steht schon bereit.

 

Die Population des Wiedehopfes gilt in Deutschland als gefährdet, da es aufgrund fehlender Lebensräume immer noch wenige Brutpaare gibt – zurzeit sind es 800 bis 950. Doch das Verbreitungsgebiet dieses wärmeliebenden Vogels wächst, was ein klares Anzeichen des Klimawandels ist.

 

Der „Vogel des Jahres“ wurde in Deutschland erstmals im Jahr 1971 gekürt. Seit 2021 wird er durch eine öffentliche Wahl bestimmt.

 

Mehr Infos: www.vogeldesjahres.de

Vogelporträt des Wiedehopf: https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/portraets/wiedehopf/

 

Foto: NABU/CEWE/J. Stemmler