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Mehr Raum für Bäche und Flüsse

Düsseldorf – Die Folgen der Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen sind dramatisch. Auch wenn zunächst vor allem das menschliche Leid, die Verstorbenen und die auf einen Schlag Besitzlosen betroffen machen und entsprechende Hilfe erforderlich ist: die Ursachen, die zu dieser Katastrophe geführt haben und die zwingenden Konsequenzen für die landesweite Klimaanpassung, den Hochwasserschutz und die Flächennutzung müssen nun endlich in den Fokus der Landespolitik rücken.

 

„NRW muss Naturschutz, Klimaschutz und Katastrophenschutz stärker zusammen planen und vor allem umsetzen“, sagte Dr. Heide Naderer, Vorsitzende des NABU Nordrhein-Westfalen heute in Düsseldorf.

Denn Extremwetterereignisse werden infolge der Klimakrise häufiger und heftiger. „Um die Auswirkungen abzumildern, müssen unsere Landschaften auch wieder mehr Wasser speichern können“, so Naderer weiter. Bäche und Flüsse müssen – konsequenter als bisher – renaturiert werden. Retentionsräume in den Auen müssen erweitert sowie Versickerungsraum im Siedlungsbereich geschaffen werden. Bebauungen von Hochwasserflächen und weitere Flächenversiegelungen stehen dem klar entgegen. Auf diese Weise lassen sich die Auswirkungen einer Hochwasserkatastrophe zumindest abmildern.

Eine naturnahe Waldwirtschaft mit Laubmischwäldern entlang der Hänge von Mittelgebirgsbächen lässt viel Wasser bereits an Ort und Stelle im Boden versickern. Intakte Auwälder oder ausgedehnte Wiesen und Weiden entlang von Flüssen und Bachläufen halten das Wasser ebenfalls in der Landschaft. Nur wenn sich Wasser auf solchen Flächen ausbreiten kann, sinken die Gefahren für die Siedlungsflächen und Infrastruktur. „Zwingend notwendig für diesen natürlichen Hochwasserschutz ist aber der unbebaute Raum, den man dem Gewässersystem dafür geben muss“, so die NABU-Landesvorsitzende. Bei der Schaffung solcher Retentionsräume müsse die Landwirtschaft mitgenommen werden. Nur so ließe sich der Boden- und Hochwasserschutz zügig vorantreiben.

Zu einem zukunftsfähigen Hochwasserschutz gehöre aber auch, die Fehler der Vergangenheit jetzt zu korrigieren: Das heißt nicht mehr nur auf rein bauliche Lösungen wie noch höhere Dämme, Spundwände oder Rückhaltebecken zu setzen, sondern auch, hochwassergefährdete Auenbereiche dauerhaft von Bebauungen auszunehmen oder auch zu entsiegeln.

Die Hochwasserkatastrophe zeige zudem, dass der mit mehreren Milliarden Euro ausgestattete Kohleausstieg und Strukturwandel im Rheinischen Revier einen deutlichen Perspektivwandel benötigt. Naderer: „Alle im Rahmen dieses Strukturwandels geplanten Maßnahmen dürfen nur noch unter der Maßgabe des Klimaschutzes und der Klimaanpassung – und das heißt auch eines konsequenten Hochwasserschutzes – umgesetzt werden. Einer maßlosen, weiteren Flächenversiegelung ist eine konsequente Absage zu erteilen.“