Die Waldohreule, früher bei uns Booschüüll (Buscheule) genannt, ist quasi wie eine Kleinausgabe des Uhus. Waldohreulen haben sich in den letzten Jahrzehnten in Mitteleuropa immer rarer gemacht. Im Bereich von Mönchengladbach gibt es noch ein paar wenige Exemplare der seltenen Eule.
Die Waldohreule hat lange, anlegbare Federohren sowie rotgelb funkelnde Augen wie ihr großer Verwandter, der Uhu. Sie tritt vor allem in kleinen Wäldern, größeren Parkanlagen und in mit hohen Bäumen bewachsenen großen Gärten auf. Tagsüber hält sie sich völlig regungslos dicht an einem Stamm und täuscht einen Aststumpf vor. Bestens getarnt entdeckt sie dort nur das erfahrene Auge eines Naturkenners. Manchmal verrät ein auffälliges, warnendes Gezeter von Kleinvögeln ihre Anwesenheit. Das Gezeter hält so lange an, bis die Waldohreule entnervt abstreicht, um sich einen anderen Ruheplatz zu suchen. Manchmal bemerkt man nachts erst durch die lauten, auffälligen Bettelrufe der Jungvögel, dass sich eine Waldohreulenfamilie in der Nähe befindet. Zur Brutaufzucht belegen sie bevorzugt verlassene Krähen-, Elstern- oder Greifvogelnester.
Auf Beutejagd gehen sie erst nach Einbruch der Abenddämmerung. Waldohreulen ernähren sich überwiegend von Mäusen, hin und wieder größeren Insekten und im Winter gelegentlich auch von Kleinvögeln. Erbeutete Tiere werden mit ihren messerscharfen Krallen erdolcht und im Ganzen unzerkaut verschluckt. Finden die Euleneltern bei der Aufzucht ihrer Jungen nicht genügend Nahrung, so kommt es vor, dass die Kleinsten von den Eltern an die stärksten Jungen verfüttert werden, damit wenigstens diese überleben.
Aufgrund ihrer verborgenen, heimlichen Lebensweise und ihrer z. T. schaurigen nächtlichen Rufe, waren Eulen noch weit bis in das letzte Jahrhundert den damals überwiegend gottesfürchtigen und abergläubigen Menschen furchteinflößend, dämonisch und unheimlich. Trotz ihrer Nützlichkeit als starke Vertilger von Mäusen wurden sie gnadenlos bejagt und auch gequält. Dadurch glaubte man, Unheil und Böses abwenden zu können. Jäger hatten den Uhu bereits vor 200 Jahren in Mitteleuropa bis auf wenige Exemplare ausgerottet. Tiervater Alfred Brehm, der oftmals Verständnis für das Bekämpfen von Greifvögeln und Eulen in seinen Niederschriften dokumentierte, beklagte hingegen niederträchtiges Verhalten von Jugendlichen besonders Waldohreulen gegenüber. Er schrieb um 1850 u.a. folgendes: „Der verständige Mensch lässt die Waldohreule wegen ihrer Nützlichkeit unbehelligt. Der unverständige Bubenjäger (Junge) dagegen fängt sie vom Baum herab, wenn er ihrer ansichtig wird, nagelt sie zum Merkmale seiner Torheit mit ausgebreiteten Flügeln an das Hoftor (nicht selten lebendig) und rühmt sich auch noch seiner absonderlichen Heldentat“.
Text: Ludwig Winkens, 12/23
Fotos: Winfried Seppelt
Größe | Körperlänge ca. 35 cm; Gewicht um 300 g |
Vorkommen | Bis auf den äußersten Norden in ganz Europa beheimatet |
Brut | In starken Mäusejahren manchmal zwei Bruten; legt 4 – 6 weiße Eier |
Sonstiges | Stimme ein langgezogenes, nicht lautes „hu-u-u-u-u-uhuuh“ |