Der Sumpfrohrsänger

Der Sumpfrohrsänger, deutlich kleiner als ein Haussperling, ist ein beeindruckender Gesangskünstler. Seine Population hatte sich bei uns im südlichen Niederrhein in den letzten 30 Jahren kontinuierlich verschlechtert und bis auf einige wenige Exemplare reduziert.

 

In Mönchengladbach und Umgebung war er nur noch eine Ausnahmeerscheinung. Vermutlich haben die recht zahlreichen neuen Blüh- und Grünstreifen der mags (Mönchengladbacher Abfall-, Grün- und Straßenbetriebe) dazu geführt, dass sich einige Sumpfrohrsänger seit dem letzten Jahr insbesondere im südlichen Stadtgebiet wieder angesiedelt haben, denn genau dort wurden wieder einige Brutpaare festgestellt; eine erfreuliche Entwicklung.

 

Der Sumpfrohrsänger ist nicht so stark wie die anderen Rohrsänger an feuchte Niederungen gebunden. Man kann ihn nicht nur an den Rändern von Teichen und in der Vegetation entlang von Wasserläufen antreffen, sondern auch in Raps- und Getreidefeldern, Kleeanpflanzungen, Buschwerkstreifen von Äckern sowie im dichten Wildkräuterbewuchs und in Brennnesseln. Er dringt gelegentlich auch auf Brachen und Schutthalden bis zur Peripherie großer Städte vor.

 

Sein Gesang ist wohlklingend und sehr abwechslungsreich. Neben quirlenden, quetschenden und knarrenden Tönen sind auch schnelle Folgen von perfekten Nachahmungen anderer Vögel zu hören. Vogelkenner haben bis zu 20 verschiedene Vogelstimmen aus seinem Gesang vernommen. Außerdem hat man festgestellt, dass Sumpfrohrsänger aus ihren Winterquartieren eine Vielzahl von Stimmen afrikanischer Vögel in ihren Gesang mit einflechten. Tagsüber wirkt der Gesang des nur schwer sichtbaren Vogels eher stockend, zerstreut und mit vielen Pausen durchsetzt. Abends hingegen singt er feurig, rasch und sprudelnd manchmal fast eine halbe Stunde lang ohne Unterbrechung. Mitte Juli verstummt der Sänger in der Regel.

 

Früher nannte man den Vogel hier mundartlich wegen seines grauen Gefieders in erster Linie „Jrauspötter“, wobei die Bezeichnung Spötter für die Nachahmungskünste anderer Vogelstimmen steht. Im Rheindahlener Land bezeichnete man ihn als „Kuo’eretaatsch“, weil er sich gerne im Kornfeld aufhielt (Kuo’ere = Korn) und im Erkelenzer Raum hieß er „Soomtaatsch“ (Soom = Samen und Taatsch nannte der Volksmund hierzulande überempfindliche und ständig quasselnde Weibspersonen).

 

Text: Ludwig Winkens, 08/22

Foto: Willi Eckers

 

Steckbrief

Größe Körperlänge ca. 13 cm; Gewicht: 11 bis 12 g
Nahrung Vor allem Insekten, deren Larven und Spinnen, im Herbst auch Beeren.
Brut Sein Nest befindet sich in einer Höhe von max. 1 m über dem Boden in dichten Krautbeständen oder im dichten Gebüsch. Nach Art von Rohrsängern ist es meistens mit Stängeln verwoben. Das Nest enthält in der Regel 5 bläulich gefärbte Eier mit grünen Flecken.
Vorkommen In Mitteleuropa und in weiten Teilen Osteuropas verbreiteter Zugvogel, der in Ost- und Südafrika überwintert.