Der Kiebitz

Einst war er auch bei uns im südlichen Niederrhein ein recht häufig zu beobachtender Vogel, der Gaugler der Lüfte, wie man den Kiebitz wegen seines schwankenden Fluges auch bezeichnet. Nun wurde er vor dem Steinkauz, Rebhuhn, der Rauchschwalbe sowie dem Wespenbussard zum Vogel des Jahres 2024 gewählt.

 

Die Kiebitz-Population ist seit Jahren fast unaufhaltsam rückläufig. Deshalb wird der Kiebitz bereits seit vielen Jahren auf der sog. Roten Liste der gefährdeten Tierarten geführt und ist streng geschützt. Aus zahlreichen Regionen Deutschlands ist der Kiebitz bereits ganz verschwunden. Auf unserem Stadtgebiet ist er in der Regel nur noch als gelegentlicher Durchzügler zu beobachten. In diesem Jahr gab es an zwei verschiedenen Stellen unseres Stadtumfeldes einen sog. Brutverdacht; Ergebnis unbekannt. Vor allem die Entwässerung und der Verlust von Feuchtwiesen sowie die überwiegend industriell betriebene Bewirtschaftung unserer Felder machen ihm schwer zu schaffen. Für die Kiebitze wird es immer schwieriger, Junge großzuziehen, da die stark gedüngten Wiesen zu schnell und zu dicht wachsen. Die Jungen können sich kaum darin fortbewegen. Auch bieten Mais- und Rapsäcker für sie so gut wie keine Nahrung.

 

Der Kiebitz ist ein Zugvogel, der bereits recht früh im Februar oder März vom Mittelmehrraum wieder zu uns kommt. Er ist somit einer der ersten Frühlingsboten. Mit seiner Ankunft beginnt er über seinem Revier sogleich mit akrobatischen und wilden Balzflügen. Kiebitze fliegen dabei mit seltsam zuckenden Flügelschlägen, steigen rasch in die Luft, lassen sich jäh fallen und vollenden die kühnsten Wendungen und Überschläge. Während ihrer Brutzeit zeigen sie sich sehr aggressiv. Sie stürzen sich im Flug kopfüber und mit Geschrei auf jeden Störenfried, verfolgen furchtlos vorbeifliegende Greifvögel und täuschen sogar Verletzungen vor, um von der Brut abzulenken.

Bleibt zu hoffen, dass die verstärkten Renaturierungen von Feuchtwiesen und Mooren den weiteren Rückgang der Kiebitze verhindern, damit wir die wunderschönen Vögel auch künftig zumindest gelegentlich bei uns beobachten können.

 

Die Namensbezeichnung Kiebitz stammt von seinen Warn- Lock- und Balzrufen, die sich anhören wie ein lautes „kiewitt, kiewitt, kiewitt“. Der Volksmund bezeichnete den Kiebitz auch als „Kukkukskööster“ (Küster des Kuckucks), weil er im Frühjahr bereits einige Tage vor dem Kuckuck in der Landschaft zu hören und zu sehen ist. Anmerkung: „Kukkukskööster“ im übertragenen Sinne, da der Küster ja auch immer früher in der Kirche erscheint als der Pastor.

 

Text: Ludwig Winkens, 10/23

Fotos: Bernd Hussner [1] und Willi Eckers [2, 3]

Steckbrief

Größe Körperlänge rund 30 cm; Gewicht um 200 g
Nahrung Insekten, Würmer und Weichtiere; gelegentlich auch Sämereien
Brut 4 bis 5 Eier, die je nach Untergrund variabel gefärbt sein können
Vorkommen Bevorzugt offene Landschaften in fast ganz Europa
Sonstiges Charakteristisch ist der schwarze Federschopf des Vogels.