Vogel des Jahres 2023 – Das Braunkehlchen

Fast 135.000 Menschen stimmten in diesem Jahr für den Vogel des Jahres 2023 ab. Das Braunkehlchen wurde mit deutlichem Abstand vor dem Feldsperling, Neuntöter, Trauerschnäpper und Teichhuhn zum Sieger erklärt. 1987 trug der kleine, stark gefährdete Singvogel diesen Titel schon einmal.

 

In der früheren Literatur wurde der Vogel auch als „Braunkehliger Wiesenschmätzer“ bezeichnet. Diese Bezeichnung besagt, dass er im Wiesengelände zu Hause ist und der Familie der Schmätzer angehört. In den Rurniederungen (Rur ohne h) nannte man diesen Vogel mundartlich „de Jrasmöck“.

 

Einst waren Braunkehlchen in Mönchengladbach und Umgebung mehr oder weniger regelmäßige Brutvögel. Heute sind sie bei uns nur noch seltene und vereinzelte Durchzügler. Seit den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts, also mit dem Beginn der Flurbereinigungen, begann der rapide Rückgang der Braunkehlchen-Population in Deutschland. Die voll und ganz auf Effizienz getrimmte moderne Landwirtschaft mit „maschinengerechten“ Acker- und Wiesenflächen, die intensiv gedüngt und mit Insektiziden und Herbiziden gespritzt werden, gibt Braunkehlchen kaum Überlebenschancen. Seit vielen Jahren befindet sich der Vogel auf der sog. Roten Liste der gefährdeten und bedrohten Tierarten. In Deutschland leben nach Angaben der Naturschutzverbände noch 19.500 bis 35.000 Brutpaare; Tendenz stark sinkend.

 

Braunkehlchen brauchen offene Landschaften, artenreiche Wiesen und Blühstreifen mit eingestreutem Buschwerk. Dort zeigen sie sich gerne auf den oberen Zweigen eines Strauches, auf Zäunen oder anderen erhöhten Stellen. Wenn in der Nähe ein Schmetterling, eine Fliege oder ein anderes Insekt vorbeifliegt, fliegt das Braunkehlchen blitzschnell auf und fängt geschickt die erspähte Beute.

 

Sein Nest baut der kleine Vogel in einer flachen Bodenmulde und es ist gut unter einem Grasbüschel oder niedrigem Buschwerk versteckt. Dennoch werden etwa die Hälfte der Bruten von Nesträubern wie Krähen und Elstern geplündert.

 

Der Gesang des Braunkehlchens besteht überwiegend aus knarrenden und pfeifenden Tönen, die ein wenig an den Gesang des Hausrotschwanzes erinnern. Manchmal sind auch nachgemachte Laute anderer Vögel zu hören.

 

Braunkehlchen halten sich im Winter in Nordafrika auf und kehren frühestens Ende April nach Deutschland zurück. Bereits Ende August oder Anfang September verlassen sie uns wieder und ziehen in ihre afrikanischen Winterquartiere.

 

Text: Ludwig Winkens, 11/22

Fotos: Willi Eckers

Steckbrief

Größe Körperlänge ca. 13 cm (kleiner und zierlicher als ein Sperling; Gewicht ca. 18 g
Nahrung Häufig fliegende Insekten, aber auch Würmer und Spinnen
Brut 5 bis 6 blaugrüne Eier
Vorkommen Überwiegend in Mittel- und Osteuropa vorkommend