Die Elster

Die unverwechselbaren Elstern haben bei uns überwiegend einen schlechten Ruf; zu Unrecht. Sie sind sehr klug, neugierig und interessieren sich für auffällig glänzende Gegenstände aus Metall oder Plastik, die sie manchmal in ihre recht großen Nester mit einbauen.

 

Für den Rückgang zahlreicher Singvogelarten sind die Elstern oder andere Rabenvögel nicht verantwortlich, wie oftmals behauptet wird. Zur natürlichen Nahrungskette von Elstern gehören gelegentlich auch Eier und Junge von anderen Vogelarten. Dabei plündern auch unsere Sympathieträger Buntspecht und Eichhörnchen Nester von Kleinvögeln. Wir müssen den Lauf der Natur akzeptieren. Kleinvögel sind durch hohe Fortpflanzungsraten an solche Verluste angepasst. Rabenvögel sind daher nicht für ihren Rückgang verantwortlich. Trotzdem verlangen Jäger und andere „Vogelfreunde“ immer wieder deren Abschuss. Naturnahe Lebensräume mit heimischen dornenbewehrten Gehölzen sind der beste Schutz für unsere Kleinvögel. Stattdessen sieht man in unseren Gärten überwiegend Pflanzen wie Kirschlorbeer oder Koniferen, die keinen oder kaum Schutz gegen sog. Nestplünderer bieten.

 

Die ursprünglichen Lebensräume von Elstern waren in erster Linie naturnahe offene Felder und Fluren. Durch die gründlichst durchgeführten Flurbereinigungen ca. Mitte des letzten Jahrhunderts entstanden zunehmend monotone und lebensfeindliche Ackerwüsten. Um zu überleben, suchten die klugen und anpassungsfähigen Elstern einen anderen Lebensraum und folgten uns Menschen bis in die Dörfer und Städte. Straßenbäume zum Nisten sind in den Ortschaften ebenso vorhanden wie genügend Abfälle und Futterstellen als Nahrungsgrundlage für die Allesfresser. Außerdem lernten die cleveren Vögel schnell, dass sie in Siedlungen nicht so leicht ins Visier von Jägern geraten.

 

Im Mittelalter galten Elstern ebenso wie andere Rabenvögel als Hexentiere oder Galgenvögel und wurden deshalb gnadenlos verfolgt. Man sagte ihnen übernatürliche Kräfte nach. In weiten Teilen Asiens hingegen gelten Elstern auch heute noch als Glücksbringer.

 

Zahlreiche Mythen, mundartliche Sprüche und Erzählungen handeln von der „Ääßter“ oder wegen ihrer lauten Rufe im Rheinland auch „die Schakkert“ genannt.

  • „Dä schakkert wi-en Ääster“ (der spricht ständig und unentwegt drauflos. Der wird lästig)
  • „Dä Ääster ös derr Düüvel sin Schwääster“ (die Elster ist die Schwester des Teufels)
  • „Dat Wiiv, dat ös en Schakkert“ (die Frau ist eine Elster, ihr ständiges Gerede nervt)
  • „Wän ech en Duuv wü‘er, sait die Ääßter, do bruggde echo och neet de schtiä’ele“ (Wenn ich eine Taube wäre, sagte die Elster, brauchte ich auch nicht zu stehlen. Ich bin halt so)

Text: Ludwig Winkens, 03/23

Fotos: Winfried Seppelt

 

Steckbrief

Größe Körperlänge ca. 45 cm; Gewicht über 200 g
Nahrung Allesfresser; Regenwürmer, kleine Wirbeltiere, Beeren, Sämereien, Früchte, aber auch Vogeleier, Jungvögel und Aas
Brut Das Nest auf Bäumen besteht aus Zweigen und Reisern. Ab Ende April 3 bis 7 gefleckte Eier
Vorkommen Ein in ganz Europa, Nordafrika sowie in weiten Teile Asiens verbreiteter Vogel.