Der Buchfink

Einer der häufigsten europäischen Singvögel in lichten Wäldern, Parks, Alleen und Gärten mit Baumbestand ist der Buchfink. Von seinem harten Warn- und Lockruf „pink, pink“ hat der Vogel seinen Namen Fink bekommen.

 

Sein Bestand macht laut Zählungen rund 10 % der Gesamtzahl aller in Deutschland brütenden Vogelarten aus. Diese hohe Zahl ist schon sehr verwunderlich, denn dieser Fink gehört zu den Vogelarten, die überproportional hohe Verluste durch Elstern und andere Rabenvögel erleiden. Sein kugelförmig prächtig geformtes Nest, das zu den schönsten in der hiesigen Vogelwelt gehört, wird recht offen in Astgabeln von Bäumen und größeren Sträuchern angelegt. Nur durch beste Tarnung bietet es Schutz vor Feinden.

 

Die überwiegende Zahl der weiblichen Buchfinken sind Zugvögel, die ab Spätherbst in den Mittelmeerraum ziehen. Hingegen verbleiben die meisten Männchen im Winter in der Heimat und schließen sich gerne zu kleinen oder großen Schwärmen samenfressender Vogelarten zusammen. Diese jahreszeitliche Trennung der Geschlechter beobachtete bereits Mitte des 18. Jahrhunderts der bekannte schwedische Naturwissenschaftler von Linne. Als er die Vogelarten benannte und klassifizierte, gab er dem Buchfink deshalb als zweiten Namen die lateinische Bezeichnung coelebs, was so viel wie der Witwer oder der Unverheiratete bedeutet.

 

Männliche Buchfinken verteidigen während der Brutzeit heftig ihr Revier mit intensivem, lautem Gesang, dem sogenannten Finkenschlag. Wegen seines markanten Gesanges war der Buchfink noch im letzten Jahrhundert ein beliebter Stubenvogel. Besonders im Harz und im Thüringer Wald waren Gesangswettbewerbe unter Buchfinkenmännchen bereits ab dem 15. Jahrhundert ein beliebter Volkssport. Beim Wettbewerb wurden die mit Tüchern verhängten Käfige auf einem Platz aufgestellt und dann langsam immer näher zusammengerückt. Der Finkenschlag dient ja bekanntlich der Markierung der Reviergrenzen, und so versuchte sich jeder Fink kräftig schlagend zu behaupten. Wenn die konkurrierenden Stimmen immer näher rückten, gab ein Buchfinkenhahn nach dem anderen auf und verstummte. Der letzte Hahn wurde zum Sieger erklärt. Für die Vögel waren diese Wettkämpfe vermutlich mehr als purer Stress.

 

In Mönchengladbach hat der Volksmund dem Finkenschlag folgende Worte unterlegt: „´s git noch vill schön´re Mädches als Fittsches Marie!“ und im Selfkant: „Tschink-tschink-tschink! Een, twie, dreej Glas Beer!“

 

Text: Ludwig Winkens, 09/20

Fotos: Willi Eckers

Steckbrief

Größe Körperlänge 15 cm wie der Spatz; Gewicht ca. 20 g
Nahrung Hauptsächlich Knospen, Wildkräuter- und Baumsamen. Zur Brutzeit auch Insekten für die Jungvögel.
Vorkommen In südlichen Ländern aufgrund der illegalen Jagdsitten eher selten.