Die Schafstelze

Die grazile Schafstelze gehört zu unseren schönsten Wiesenvögeln und ist an ihrem gelbem Federkleid recht leicht zu erkennen. Die Intensität ihrer Gelbfärbung und ihre Kopffarbe variieren je nach geografischer Herkunft der Stelzen. Schafstelzen bewohnen ein riesiges Areal, das sich von Europa über Asien nach Nordamerika erstreckt. Die Bezeichnung Stelze kommt daher, dass sie mit ihren langen, dünnen Beinen wie auf hohen Stelzen laufen.

 

Viehweiden, Wiesen und Äcker sind die beliebtesten Aufenthaltsorte von Schafstelzen. In typischer Stelzenart, nämlich mit schnellem Trippelgang und schwanzwippend, treiben sie sich gerne keck um das Weidevieh herum und fangen dort die von Rindern, Pferden und Schafen aufgestöberten Insekten. Dabei zeigen sie wenig scheu und fliegen den geduldigen Vierbeinern gelegentlich sogar auf den Rücken, um aus dem Fell Insekten zu picken. Sie sind sogar in der Lage, wendige Fluginsekten aus der Luft zu erhaschen. Die Schafstelze ist die kleinste unserer drei Stelzenarten. Im Gegensatz zur Bach- oder Gebirgsstelze, befindet sich ihr Nest stets auf dem Boden, etwa auf einer Wiese, im Kartoffelfeld, im Straßengraben oder an ähnlichen Orten. Schafstelzen waren einst Charaktervögel unserer Weiden. Durch die heutige veränderte Viehhaltung haben sie sich gebietsweise sehr rar gemacht. Ihr Bestand bei uns im südlichen Niederrhein ist recht schwankend.

Früher hatte man weitere zutreffende Namen für die schöne Stelze, wie Kuhstelze, Wiesenstelze, Gelbe Bachstelze, Gelber Ackermann oder Viehstelze. Diese alten Bezeichnungen sind vermutlich den Allermeisten vollkommen unbekannt.

 

Schafstelzen sind immer Zugvögel, die nach dem Brutgeschäft bereits ab August bis spätestens September in ihr Winterquartier bis ins tropische Afrika ziehen. Anfang April kehren sie wieder zu uns zurück. Außerhalb ihrer Brutzeit sind sie sehr gesellige Vögel, die sich zu ihren Hin- und Rückflügen ins bzw. aus dem Winterquartier gerne in Scharen mit geografisch anderen Schafstelzenrassen zusammenschließen.

 

Text: Ludwig Winkens 08/23
Fotos: Willi Eckers [1,3] und Laurentius Ohlig [2]

 

Steckbrief

Größe Körperlänge um 16 cm und Gewicht um 17 g
Nahrung Insekten, Fluginsekten, Spinnen, Weichtiere und Würmer
Brut 4 bis 6 weißgelbe Eier, selten zwei Bruten im Jahr
Sonstiges ruft häufig im Flug ein auffälliges „psiehp, psiehp“ und bei Gefahr „srie, srie“