Dohlen sind kluge, neugierige, sehr gesellige und dabei soziale Vögel. Sie kümmern sich um kranke Artgenossen und helfen bei der Versorgung anderer Jungdohlen mit. Bereits im ersten Lebensjahr finden die Paare zueinander und bleiben in der Regel ein Leben lang treu.
Noch vor rd. 150 Jahren hat die Dohle, die einst ein Steppenvogel war, in den meisten Städten und Dörfern des Rheinlandes gefehlt. Mit Beginn des 20.Jahrhunderts änderte sich diese Situation und Dohlen verbreiteten sich immer mehr über die gesamte Rheinprovinz. Ihre Population weitete sich besonders in den letzten Kriegsjahren und nach dem 2. Weltkrieg aus, denn Ruinen und große Trümmerfelder waren für die anpassungsfähigen Vögel ideale Lebensräume. Vor allem in NRW stieg der Bestand erheblich an. Mit dem Aufbau der zerstörten Städte endete zunächst einmal die Phase der starken Vermehrung. Hohe Gebäude, besonders Kirchen, alte Fabrikanlagen und andere verlassene Bauten bieten ihnen heute in erster Linie Unterschlupf und Brutmöglichkeiten, aber auch größere Baumhöhlen. Die geselligen Vögel gehören zu den Gewinnern menschlicher Besiedlungen. Nahrung durch Siedlungsabfälle gibt es im urbanen Raum inzwischen mehr als auf den fast insektenfreien Feldern der modernen Landwirtschaft.
Dohlen zeigen in ihrer Art immer wieder ein recht putziges und drolliges Verhalten. Stibitzen ist eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen. Wenn sie ihre Scheu vor Menschen verloren haben, können manche sogar richtig frech und lästig werden. Haben sie einmal ein Futterhäuschen als Nahrungsquelle entdeckt, kommen die cleveren Vögel immer wieder zurück und lassen sich dort nur noch sehr schwer verjagen.
Dohlen ahmen gerne Geräusche der Umgebung nach. In Gefangenschaft sind sie in der Lage, Instrumententöne und einzelne Worte zu erlernen, sogar wie ein Hund zu bellen. Deshalb waren sie einst sehr beliebte Stubenvögel. In einem fast 100-jährigen Heimatkalender fand ich folgende Eintragungen: „Die Dohlen sind den Dorfbewohnern willkommene Sommergäste. Die Knaben freuen sich auf die Zeit, wo sie Jungvögel aus dem Nest heben, denn jeder Junge muss eine Dohle besitzen. Die aber, die die hochliegenden Nester nicht zu erklimmen wagen, müssen sich einen Jungvogel erhandeln. Hingegen ist mancher Hausbesitzer nicht besonders gut auf die Dohlen zu sprechen, denn die Halbhöhlenbrüter nisten nicht nur im Kirchturm, sie verbauen mit Vorliebe die engen Schornsteine mit ihrem Nest, und dann kann nur der Scharüt (alter Begriff für Schornsteinfeger) helfen.“
Text: Ludwig Winkens, 06/23
Foto: Winfried Seppelt [1] und Bernd Hussner [2, 3]
Größe | Körperlänge ca. 33 cm (Taubengröße); Gewicht unter 250 g |
Nahrung | Allesfresser, der Insekten, Würmer, Kleinsäuger, auch Obst und Beeren verspeist. |
Brut | Dohlen brüten oft gesellig. 3 bis 6 blaugrüne Eier. |