Der Wendehals

Der Wendehals gehört zu den besonders seltenen Erscheinungen unserer heimischen Vogelwelt. Bei uns kommt er nur als ganz vereinzelter Durchzügler vor. Vermutlich haben die Wenigsten jemals von dieser Vogelart gehört.

 

Viele verbinden schon eher mit der Bezeichnung Wendehals eine Redewendung für Personen, die ihre politische Gesinnung stets der aktuellen Lage anpassen. Willi Eckers hatte Anfang Mai jedenfalls das Glück, diese absolute Ausnahmeerscheinung auf einer Pferdewiese in Günhoven per Zufall zu entdecken und zu fotografieren.

 

Der Wendehals steht der Familie der Spechte sehr nahe, obschon er nicht wie Spechte an Bäumen hochklettert und an Stämmen trommelt. Im Gegensatz zu den anderen heimischen Spechten ist er ein Zugvogel, denn er ist nicht wie seine Verwandten in der Lage, überwinternde Insekten aus Rindenritzen zu hämmern oder Zapfen und Nüsse mit dem Schnabel zu zerlegen. Er lebt gerne still für sich im Gestrüpp oder sitzt oft längs zum Baumstamm, so dass man ihn aufgrund seines sehr guten Tarngefieders so gut wie nicht erkennen kann bzw. zu sehen bekommt. Seine Anwesenheit verrät er nur durch seinen quäkenden Ruf, der sich anhört wie ein „Gjä-gjä-gjä-gjä……“.

 

Der Wendehals brütet meist in alten Baumhöhlen. Als später Rückkehrer aus dem Süden sind dann bereits viele Höhlen belegt. In solchen Fällen räumt der Wendehals nicht selten das vorhandene Nest samt Eiern oder Jungen aus der Höhle, um sich selber dort einzuquartieren. Wie seine verwandten Spechte, so trägt auch er kein Nistmaterial in die Höhle ein.

 

Ein seltsames Verhalten zeigt er immer dann, wenn er in die Enge getrieben wird oder in Gefahr gerät. Dann demonstriert der Wendehals eine schauspielerische Höchstleistung, die ihm den Namen eingebracht hat: Er sträubt das Gefieder, spreizt den Schwanz und lässt die Flügel hängen. Mit dieser Verstellung springt er den Feind an, verdreht schauerlich Augen und Hals, züngelt mit seiner langen Wurmzunge, gurgelt mit der Kehle und faucht. Mancher Beutegreifer wird vermutlich beim Erblicken dieses merkwürdigen Manövers verschreckt und entnervt das Weite suchen. In Anlehnung seines natternähnlichen Züngelns wurde der Wendehals früher auch Natternkopf bezeichnet.

 

Text: Ludwig Winkens 06/21
Fotos: Willi Eckers

Steckbrief

Größe Körperlänge ca. 16/17 cm (Lerchengröße), Gewicht rund 35 g
Nahrung Vor allem Ameisen und deren Puppen sowie Larven
Brut Ein eigenes Nest baut er nicht. Er belegt gerne alte, morsche Baumhöhlen, worin 7 bis 10 weiße Eier bebrütet werden.
Vorkommen Der sehr seltene Wendehals wird auf der „Roten Liste“ der besonders gefährdeten Tiere geführt. Er bewohnt lichte Laub- und Mischwälder, vereinzelt auch Obstgärten und ruhige Parks mit alten Bäumen.