Der Sperber

früher mundartlich bei uns auch Stuetvuejel (Stoßvogel) genannt

Nicht viele haben diesen kleinen, wendigen und äußerst tollkühnen, versteckt lebenden Greifvogel bisher zu Gesicht bekommen, obschon der Sperber bei uns in Mönchengladbach und Umgebung keineswegs eine Ausnahmeerscheinung ist.

 

Der geübte Beobachter kann den Sperber besonders im Winter auch in Städten und Dörfern jagen sehen, denn dort verspricht unsere regelmäßige Winterfütterung zahlreiche Beute. Wo viele Kleinvögel sind, da findet sich auch gerne der Sperber ein. Der agile und geschickte Greifvogel hat sich auf die Kleinvogeljagd spezialisiert, der selbst eine Verfolgung durch Gestrüpp und Hecken nicht scheut.

In Oberkrüchten wurde ein Sperber beobachtet, wie er eine flüchtende Amsel im Jagdeifer furchtlos durch ein offen stehendes Fenster einer Wohnung weiter verfolgte und den dort verblüften Personen einen derartigen Schrecken einjagte, dass die Kaffeetassen nur so flogen.

Der Sperber ist bei seiner Jagdtechnik gelegentlich ein gewiefter Verstellungskünstler. So ist er in der Lage, den hüpfenden Bogenflug eines ahnungslosen Spechtes nachzuahmen, um dann diesen besser überraschen zu können. Man hat auch beobachtet, wie der schlaue Räuber sich wie von Todeszuckungen getroffen vom Baum fallen ließ, um dann blitzschnell in das näher hüpfende und neugierig gewordene Spatzenvolk zu fahren.

Bei vielen Vogelfreunden ist der Sperber nicht gerade beliebt. Bereits vor rd. 200 Jahren urteilte Tiervater Alfred Brehm über den Sperber wie folgt: „Der Mensch tritt dem überaus schädlichen Räuber überall feindlich entgegen, wo er ihn und sein verderbliches Treiben kennengelernt hat. Dieser Raubvogel verdient keine Schonung, sondern die unablässigste und rücksichtsloseste Verfolgung. Man tut nicht zu viel, wenn man anrät, gegen ihn jedes Mittel anzuwenden.“

Halt, nun aber mal langsam, möchte man dem lieben Herrn Brehm zurufen. Der Sperber nimmt in unserer Natur eine wichtige Funktion als Regulator ein, wie andere Beutegreifer auch. Und heute ist bekannt, dass kein Beutegreifer seine Beutetiere ausrottet, sondern die Anzahl der Beutetiere die Anzahl der Beutegreifer beeinflusst.

 

Text: Ludwig Winkens, 01/20

Foto: Willi Eckers

Steckbrief

Größe Etwa wie eine Taube, wobei das Weibchen (ca. 38 cm) deutlich größer als das Männchen mit ca. 28 cm ist; Gewicht Weibchen ca. 240 g, Männchen ca. 180 g
Nahrung Vor allem Kleinvögel, die im Überraschungsangriff erbeutet werden. Das Weibchen erbeutet Vögel bis zur Größe einer Taube und das Männchen nur bis Amselgröße.
Vorkommen In ganz Europa verbreitet. Er begnügt sich bereits mit kleinen Waldbereichen, findet sich aber auch in unseren Parks und Gärten ein.