Das Blässhuhn

 Das überwiegend schwarz gefärbte, knapp entengroße Blässhuhn fällt durch seine weiße Stirnplatte, die sog. Blässe, wohl jedem Beobachter ins Auge, wenn es ständig kopfnickend und unverkennbar laut „köw-köw-köw“ rufend auf dem Wasser schwimmt.

 

Das Blässhuhn, auch Blässralle genannt, ist auf fast allen Seen, Weihern, Teichen und sonstigen Gewässern unserer Stadt anzutreffen. Besonders im Winter, wenn sich zu den heimischen Rallen noch scharenweise Blässhühner aus Nord- und Osteuropa gesellen, kann es auf den Wasserflächen phasenweise recht eng und ungesellig werden. Im Vorfrühling sondern sich die einzelnen Paare ab und werden bei der Suche nach den besten Nistplätzen sehr zänkisch und aggressiv. Häufig kommt es zu erbitterten Revierkämpfen, bei denen auch die Weibchen tatkräftig eingreifen. Dabei nehmen sie eine gekrümmte Drohhaltung ein, fliegen mit den Füssen voraus aufeinander los und versuchen sich mit Hieben ihrer Flossenfüße, lautem Geschrei sowie mit Flügelschlägen durchzusetzen. Blässhühner können sich sogar durchaus erfolgreich gegenüber viel größeren Gänsen behaupten. Das Blässhuhn fliegt recht schwerfällig von der Wasserfläche auf und läuft zum Abheben flügelschlagend lange Strecken über das Wasser.

 

Normalerweise bevorzugen Blässhühner nährstoffreiche, nicht allzu tiefe Gewässer mit Wasserpflanzenvegetation und schlammigem Boden sowie Schilfraum zum Rückzug bei Gefahren und zum Verstecken ihrer Nester. Die Nahrung wird meist von der Wasseroberfläche aufgepickt, aber auch tauchend vom Grund heraufgeholt. Beim Auftauchen schießen sie aufgrund ihres luftigen Federkleides wie ein Korken mit einem leichten Sprung an die Wasseroberfläche. Inzwischen suchen immer mehr Rallen Park- und Stadtweiher auf. U.a. deshalb, weil dort das Nahrungsangebot durch Fütterung zahlreicher Parkbesucher besonders üppig ausfällt.

 

Das Fleisch der Blässhühner hat angeblich einen sehr modrigen Geschmack. Dennoch wurden sie immer wieder bejagt und zum Entsetzen der Menschen sogar an Parkweihern. Trotz aller Proteste gab es noch lange Zeit in vielen Regionen Deutschlands im Winter traditionelle Massenabschüsse von Blässhühnern auf Gewässern, denn Jäger waren der irrtümlichen Auffassung, dass besonders Enten, ihre bevorzugten Jagdobjekte, durch Rallen vertrieben werden. Der Jagdberechtigte durfte nach dem Jagdrecht sogar ihre Gelege und Nester zerstören. „Deutschlands Vogelwelt“, eine ornithologische Fachzeitschrift aus dem Jahre 1936 schreibt über das Blässhuhn u.a. folgendes: Das streitsüchtige Volk duldet keine andere Vogelart in seiner Mitte. Es verjagt die Tauchenten aus der Nähe, selbst die starken Stockenten müssen flüchten. Zank und Streit sind an der Tagesordnung. Jäger begrüßen ihre starke Reduzierung durch harte, strenge Winter. Angeschossene und tödlich verletzte Blässrallen verbeißen sich tauchend oft im Wurzelwerk, ohne jemals wieder an den Wasserspiegel zu gelangen.

 

Text: Ludwig Winkens, 02/23

Fotos: Willi Eckers

Steckbrief

Größe Körperlänge um 38 cm; Gewicht ca. 900 g
Nahrung Wasserpflanzen, Sämereien, aber auch Insekten, Würmer und Weichtiere
Brut 6 bis 11 Eier, manchmal 2 Bruten
Vorkommen Außer in Nordeuropa in ganz Europa vorkommend.