Graureiher trifft man heute an fast jedem Gewässertyp an und inzwischen noch häufiger auf Wiesen und Feldern. Manchmal lauern sie stundenlang und regungslos im Flachwasser oder auf dem Feld, den Hals stoßbereit S-förmig angezogen, bis die Beute nahe genug herangekommen ist.
Nicht selten pirschen sie auch mit steifen Schritten und vorgestrecktem Hals an ihre ahnungslosen Opfer heran und stoßen blitzschnell mit ihrem langen speerförmigen Schnabel zu.
Graureiher, früher meist Fischreiher genannt, haben bei uns nach wie vor keinen guten Ruf; insbesondere bei Anglern und Fischzüchtern. Dabei beträgt ihr täglicher Nahrungsbedarf lediglich ca. 300
g und besteht in der Regel nur zur Hälfte aus Fischen. Den Namen Fischreiher haben Ornithologen und Naturfreunde ohnehin schon lange aus dem Wortschatz verbannt, um nicht aufgrund dieser
Bezeichnung fälschlicherweise Assoziationen eines intensiven Fischräubers und Schädlings hervorzurufen. Graureiher wurden früher überall stark bejagt, gebietsweise sogar mit Abschussprämien.
Dadurch war der Reiher einst ein sehr scheuer und seltener Vogel mit einer hohen Fluchtdistanz zu den Menschen.
Tiervater Alfred Brehm hielt vor rd. 200 Jahren in seinen Tierbeschreibungen folgendes fest: „An Scheu und Furchtsamkeit übertrifft der Fischreiher alle anderen Arten, und zwar aus dem
einfachen Grund, weil ihm am eifrigsten nachgestellt wird. Jeder Mensch, den er von ferne sieht, flößt ihm Furcht und Bedenken ein.“
1980 galt der Graureiher bei uns noch als sog. gefährdete Vogelart. Das hat sich seit seinem Jagdverbot erheblich zu Gunsten seiner Art verändert. Seit geraumer Zeit befinden sich sogar in
unserer Umgebung Brutkolonien des großen Schreitvogels. Und zum Leidwesen mancher Gartenteichbesitzer hat der Graureiher inzwischen seine große Scheu vor uns Menschen deutlich verloren.
Text: Ludwig Winkens, 12/19
Foto: Willi Eckers
Größe |
85 – 102 cm, fast so groß wie ein Storch, Spannweite um 170 cm; Gewicht ca. 3.000 g |
Nahrung | Fische, größere Insekten, Mäuse und andere kleine Wirbeltiere bis hin zu Ratten. |
Flugbild | Im Flug erkennt man den S-förmigen Hals und die weit nach hinten gestreckten Beine. |
Vorkommen | Gebiete mit Teichen und Seen, Sumpf- und Bruchgebiete, Fluss- und Bachtäler. |