Die Rotdrossel

Die Rotdrossel ist im Norden und Nordosten Europas beheimatet und ist bei uns ab Spätherbst ein nicht seltener Durchzügler sowie Rastvogel auf dem Zug in den Mittelmeerraum. Aufgrund des Klimawandels und des damit einhergehenden Temperanstieges, verbringen immer mehr Rotdrosseln die komplette Winterzeit auch in unserer Heimat. Willi Eckers entdeckte ein paar Exemplare im Rheindahlener Land und es gelangen ihm diese schönen Fotos.

 

Die Rotdrossel ist die kleinste europäische Drosselart und sie brütet im Sommer überwiegend in lichten, urigen Fichten- und Birkenwäldern des hohen Nordens. Sie sind sehr gesellige Vögel, die sich nach der Brut auch mit anderen Drosselarten zu Schwärmen zusammenschließen, um gemeinsam und recht spät im Herbst in den Süden zu ziehen. Rotdrosseln rasten auf ihren Zügen mit Vorliebe in Weinanbaugebieten, weshalb man diese Drosselart früher auch Weindrossel nannte. Mitte März bis Mitte April treten Rotdrosseln rasch und unauffällig ihre Rückreise nach Nordeuropa an. Bei ihrem Eintreffen in Taiga und Tundra treffen sie meistens dort noch eine unwirtliche und weitgehend tief verschneite Brutheimat vor.

 

Früher war die Zugzeit besonders für Drosselschwärme sehr gefährlich, denn in Mittel- und Südeuropa wurde ihnen auf breiter Front nachgestellt. Rotdrosseln wie auch Wachholderdrosseln zählten einst zu den sog. Krammetsvögeln (Krammets = Wachholder) und waren als Delikatesse in der Bevölkerung sehr beliebt. Die Rotdrossel nannte man bei uns mundartlich „kleene Krammetsvuejel“ und die Wachholderdrossel wegen ihrer Größe „dubbele Krammetsvuejel.“ Rotdrosseln bilden im Spätherbst in der Regel die Nachhut aller Zugvögel aus dem Norden. Die damaligen Vogelfänger auf ihren Dohnenstiegen* wussten, dass mit dem Erscheinen der Rotdrosseln, dem sog. „Kehraus“, ihre Hauptfangsaison endet. Daraus resultierte bei uns noch eine weitere mundartliche Bezeichnung für diesen Vogel, und zwar „et Bässemke“ (Besenchen, kleiner Besen).

 

* Dohnenstiege sind mit zahlreichen Vogelfanganlagen bestückte Waldpfade

 

Text: Ludwig Winkens, 03/24
Fotos: Willi Eckers

Steckbrief

Größe Körperlänge ca. 21 cm, also kleiner als die Amsel; Gewicht um 70 g
Nahrung Würmer, Insekten und Beeren
Brut Den Nestbau besorgt das Weibchen alleine, 4 bis 6 amselähnliche Eier. Aufgrund der kurzen Sommer im hohen Norden nur eine Brut möglich.
Sonstiges Den Zug der Rotdrosselschwärme kann man gelegentlich nachts gut vernehmen, denn ihre gut hörbaren Verständigungslaute „zjihih, zjihih“ dienen zum Kontakthalten untereinander während des Nachtfluges.