Der Kleiber (mundartlich früher Jruute Boomlöper oder Boomkläver genannt) war einst eine mittelalterliche Berufsbezeichnung für diejenigen, die Lehmwände hochzogen. Kleiber heißt so viel wie Kleber. Der Vogel verdankt seinen Namen seiner Fähigkeit, zu große Eingangslöcher einer Nisthöhle mit Lehm passend für seine Größe zuzukleben.
Der Kleiber wird auch Spechtmeise genannt, obschon er weder zu den Spechten noch zu den Meisen gehört. Kleiber bilden eine eigene Familie. Er gehört zu den auffälligsten und temperamentvollsten
unserer heimischen Singvögel.
Über den Kleiber schrieb einst ein Vogelkenner aus dem Heinsberger Land: „Wer schlechte Laune hat, sollte sich den Kleiber ansehen, den Akrobaten unter den Singvögeln unserer Heimat. Da lernt
er bestimmt wieder lachen“. Welch schöne und bildhafte Beschreibung des Naturfreundes, denn der possierliche Wicht mit dem gedrungenen Körper und dem kurzen Schwanz verhält sich fast wie ein
Artist und Zirkusclown zugleich, wenn er kopfüber und kopfunter an den Baumstämmen seines Reviers mit Windeseile hinauf und hinunter klettert.
Ein schönes Naturschauspiel, diesen agilen Pfiffikus einmal längere Zeit im Auge zu behalten, wie er dann als Fassadenkletterer an hohen Bäumen in Gärten, Parks und Wäldern unaufhörlich nach Nahrung sucht. Er ist der einzige Vogel, der imstande ist, auch längere Strecken mit dem Kopf nach unten an den Baumstämmen herunterzurutschen. Sein Klettern sieht wie ein ruckweises „Rutschen“ aus.
Text: Ludwig Winkens, 05/19
Fotos: Willi Eckers
Größe | Körperlänge ca. 14 cm; Gewicht ca. 23 g |
Stimme | Kleiber erkennt man leicht durch ihre lauten „twett, twett“ und scharfen „siet“ Rufe. |
Vorkommen | In Europa bis auf weite Teile Skandinaviens verbreitet. |
Brut | Höhlenbrüter, der sein Nest in Baumhöhlen und Nistkästen baut. |
Nahrung | Im Sommer vor allem Insekten, aber auch verschiedenste Sämereien (Haselnüsse, Eicheln, Bucheckern u. ä.). |