Die Kornweihe

Die fast bussardgroße Kornweihe gehört zu den schönsten Greifvögeln des Kontinents. Sie ist bei uns kein Brutvogel, sondern ein spärlich vorkommender Wintergast unserer Wiesen, Felder und Auen. Willi Eckers hatte die Gelegenheit, den eleganten Greifvogel über den Feldern des Rheindahlener Landes bei seiner Jagd zu fotografieren.

 

Wer einmal eine Kornweihe beim Jagen beobachten konnte, wird von diesem beeindruckenden Naturschauspiel begeistert sein. Nahezu unermüdlich fliegt der schmucke Vogel niedrig über dem Boden die Wiesen und Felder wie auf unsichtbaren Luftstraßen immer wieder auf und ab, um nach Nahrung Ausschau zu halten. Der Flug der Weihe wirkt leicht und gaukelnd, wobei die Flügel meist v-förmig nach oben gerichtet sind. Hat die Kornweihe eine Beute entdeckt, stürzt sie sich blitzschnell und fast senkrecht zu Boden, um mit ausgestreckten Krallen das Opfer zu ergreifen. Beeindruckend ist ebenfalls der Balzflug der Kornweihen ab Mitte April. Dabei kreist das Paar in harmonischen, verschlungenen Kurven durch die Luft. Immer wieder steigt das Männchen senkrecht in die Höhe und kehrt in einem Sturzflug zur Partnerin zurück. Auch das Weibchen zeigt dabei eine enorme Flugkunst, aber nicht so auffällig wie das Männchen. 2020 gab es in Deutschland insgesamt noch um die 60 Brutpaare dieser stark gefährdeten Vogelart.

 

Tiervater Alfred Brehm hätte sich über das geringe Vorkommen der Kornweihe wohl mächtig gefreut, denn er war bekanntlich kein Freund des „Raubzeugs“ und bemerkte in seinen Schriften u.a. folgendes: „Zu meinem aufrichtigsten Bedauern darf ich nicht als Anwalt des schönen Kornweih auftreten. Zwar lässt es sich nicht in Abrede stellen, dass durch sein Aufzehren von Mäusen und Kerbtieren uns kein Schaden entsteht, aber ungeachtet seiner angeblichen Schwächlichkeit ist er ein ebenso dreister als gefährlicher Feind aller Tiere, welche er bewältigen kann und berauben ihn des Rechts, von uns gehegt und gepflegt zu werden.“

 

Text: Ludwig Winkens, 04/2021
Fotos: Willi Eckers

Steckbrief

Kennzeichen Das Männchen ist hellgrau mit schwarzen Flügelspitzen und weißlichem Bauch. Das Weibchen ist bräunlich gefärbt.
Größe Körperlänge ca. 50 bis 55cm; Gewicht um 600 g; Spannweite ca. 105 bis 115 cm
Nahrung Überwiegend kleine Säugetiere wie Wühlmäuse, aber auch Insekten und manchmal Vögel.
Brut Das Nest wird auf dem Erdboden in Wiesen oder Getreidefeldern angelegt. Im Mai werden 4 bis 5 Eier gelegt, die vom Weibchen 30 Tage bebrütet werden.
Vorkommen In Europa verbreitet, aber nirgendwo häufiger Brutvogel. Bevorzugt Wiesengründe und Felder mit naturnaher Bewirtschaftung, Heiden und Moorgebiete.