Mösch oder Spatz?

Bei der jüngsten NABU-Vogelzählaktion „Stunde der Gartenvögel“ im Mai des Jahres war der Haussperling, so die genaue Bezeichnung des Vogels, wieder einmal der am häufigsten gezählte Vogel in unseren Gärten, obschon sich in den letzten 30 Jahren seine Anzahl insgesamt leider fast halbiert hat. So ist er auch in einigen Bereichen Mönchengladbachs kaum noch zu beobachten.

 

Spatzen sind sehr gesellig und oft in lärmenden Trupps unterwegs, die einander ständig verfolgen und dabei tschilpen und zetern. Sie sind neugierig und verlieren rasch die Scheu, weshalb sie auch als „frech“ gelten. Haussperlinge sind in der Regel lebenslang monogam. Mit der Treue nehmen die Männchen es dennoch nicht so genau, besonders dann nicht, wenn das Weibchen sich zum Brüten ins Nest zurückgezogen hat. Eine wissenschaftliche Studie hat ermittelt, dass siebenundzwanzig Prozent der Spatzennachkömmlinge aus einem Seitensprung stammen.

 

In früheren Jahren galten Sperlinge zu Unrecht als große Ernteschädlinge und wurden deshalb fast überall gnadenlos bejagt und verfolgt, so auch bei uns. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden alle Jagdpächter des damaligen Kreises Erkelenz verpflichtet, jährlich mindestens einhundert dieser angeblichen Feldschädlinge zu erlegen und die entsprechende Anzahl an Köpfen bei der Kreisjagdbehörde abzuliefern. Bei Nichterfüllung der vorgegebenen Abschusszahl musste der Jagdpächter für jeden nicht vorgelegten Kopf einen Silbergroschen an die Behördenkasse zahlen.

 

Wie viele damalige Zeitgenossen, war auch Tiervater Alfred Brehm kein Freund des Haussperlings und erteilte ihm insgesamt ein miserables Urteil. Besonders echauffierte er sich über seine geradezu misstönenden Laute und bemerkte: „Er ist ein unerträglicher Schwätzer und ein erbärmlicher Sänger. Trotzdem schreit, lärmt und singt der Sperling, als ob er mit der Stimme einer Nachtigall begabt wäre. Schon im Nest tschilpen und stören die Jungen ohne Unterlass.“

 

Allen Bejagungen, Verfolgungen und Nachstellungen zum Trotz hat sich der kecke Spatz als wahrer Überlebungskünstler bei uns immer wieder behaupten können. Der Erfolg der Spatzen basiert auf das Leben im funktionierenden Trupp, ihre Klugheit, Anpassungsfähigkeit sowie ihr Durchsetzungsvermögen gegenüber anderen Vogelarten.

 

Text: Ludwig Winkens, 08/21

Fotos: Willi Eckers

Steckbrief

Größe Körperlänge ca. 15 cm; Gewicht um die 30 g
Nahrung Der Haussperling ist ein Allesfresser, der neben Insekten, Körnern, Obst und Knospen sogar Hausabfälle zu sich nimmt.
Brut Das Nest befindet sich in Gebäudenischen, unter Dachziegeln oder seltener frei im Gebüsch. Das Gelege besteht aus 4 bis 6 schmutzig-weißen Eiern, die braune Flecken oder Striche zeigen.
Vorkommen Bis auf den äußersten Norden in ganz Europa verbreitet. Der Haussperling bevorzugt menschliche Siedlungen. Wir finden ihn in Gärten, Parks, Dörfern und sogar in Großstädten.