Der Wiedehopf wurde mit mehr oder weniger deutlichem Abstand vor Mehlschwalbe, Bluthänfling, Feldsperling und Steinschmätzer zum neuen Vogel des Jahres gewählt und löst somit das Rotkehlchen von diesem Titel ab.
Er ist ein Prachtvogel, ein echter Hingucker. Ja, wenn man ihn denn sehen würde. Im Rheinland ist er seit über 50 Jahren kein Brutvogel mehr. Hier wird er nur noch als höchst seltener Durchzügler gesichtet. Helmut Bettmann, namhafter früherer Ornithologe aus Rheydt, registrierte die letzten einzelnen Brutvorkommen des Wiedehopfes in unseren Bereichen kurz nach dem 2. Weltkrieg, und zwar im Elschenbruch in der Nähe von Schloss Rheydt. Heute ist der Vogel in Deutschland nur noch an ganz wenigen Stellen zu Hause.
Mit dem Wahlslogan „Gift ist keine Lösung“ soll mit der Wahl des Wiedehopfes auf den deprimierenden Insektenschwund und die viel zu intensive Landwirtschaft aufmerksam gemacht werden,
wodurch ein Überleben dieses schönen Vogels kaum noch möglich ist.
Der Wiedehopf ist eine unserer seltsamsten und scheuesten Vogelgestalten. Die große, rotbraune Federhaube mit schwarzen Endflecken, die uns an einen Indianerkopfschmuck erinnern mag, die
schwarzweiße Flügelbänderung und sein seltsames Verhalten machen ihn dort, wo er noch vorkommt, recht auffällig. Bei Gefahr nimmt er eine kuriose Stellung ein. Er wirft sich auf den Erdboden,
breitet sein Gefieder aus und hält Schwanz und Schnabel nach oben. Damit droht und irritiert er seine Feinde zugleich. Der Wiedehopf bevorzugt die Nähe von Viehweiden, wo er gerne die Kuhfladen
nach Insekten durchsucht. Die Jungvögel des Wiedehopfes sitzen nicht selten in einer mit Kuhdung ausgestatteten Bruthöhle. Kein Wunder, dass der Wiedehopf im Volksmund eine Reihe von keineswegs
schmeichelhaften Beinamen erhalten hat, wie Stinkvogel, Misthahn, Kotvogel oder Dreckkrämer.
Ein weiteres interessantes Phänomen ist die „chemische Abwehr“ der im Nest befindlichen Brut. Bei großer Gefahr sind die Jungen in der Lage, aus der Kloake eine dünnflüssige, widerlich stinkende Flüssigkeit auszuscheiden und den Feind mit diesem „Parfüm“ gezielt zu treffen.
Text: Ludwig Winkens 11/21
Fotos: Paul Gläser (NABU-Bilddatenbank)
Größe | Körperlänge ca. 28 cm; Gewicht rd. 60 g |
Nahrung | Verschiedene Insekten, die am Boden besonders auf Viehweiden erbeutet werden. |
Brut | 6 bis 7 grünlichgraue Eier in Baumhöhlen, Mauerlöchern oder Felsspalten. Es werden aber auch Nistkästen angenommen. |
Vorkommen |
Der seltene Vogel bevorzugt offene Geländetypen mit Baumgruppen, Parklandschaften und lichte Wälder. |
Stimme |
Der Ruf ist ein drei- bis fünfsilbiges „hupupupupup“; deshalb früher mundartlich auch „Huppvujel“ genannt. |