Was ist nur los in unserer Natur? Kaum noch jemand hört bei uns den Ruf des Kuckucks. Unser Ostervogel, wie er auch genannt wird, macht sich immer rarer, weil ihm in erster Linie spezielle Raupen als Nahrungsgrundlage fehlen.
Ein weiterer Grund seines enormen Rückganges könnte die kontinuierliche Reduktion seiner Wirtsvögel sein. Als sog. Schmarotzervogel schiebt er bekanntlich seinen Wirtsvögeln ein Kuckucksei unter,
denn der Kuckuck baut selber kein Nest und brütet keine Jungvögel aus.
Vor noch nicht allzu langer Zeit und fast parallel zur Spargelsaison, war der unverwechselbare, nicht überhörbare Ruf des Kuckucks mehr oder weniger überall zu vernehmen. Aber nicht nur aus dem
Wald, wie im alten Volkslied besungen, ertönte sein Ruf. Auch als „Dorf-“und sogar als „Stadtkuckuck“ in Parkanlagen und auf Friedhöfen war er früher zu beobachten oder besser gesagt zu hören,
denn zu sehen war bzw. ist der scheue Vogel eher selten. Unsere Vorfahren bezeichneten den Kuckuck einst auch Gouch. Gouch oder Gauch (= Narr) im übertragenen Sinne, weil der monotone Ruf
Veranlassung gab, den Vogel für einen Narren zu halten. Einst glaubte man auch, dass der Kuckuck sich nach der Brutsaison in einen Sperber verwandelt. Außerdem sahen viele unserer Vorfahren im
Kuckuck die leibhaftige Gestalt des Bösen, den Teufel. „Der Kuckuck soll dich holen“ wie man sagte, also zum Teufel mit dir. Und Leichtgläubige befragten das Orakel nach ihrer Restlebenszeit
angeblich mit folgendem Spruch:
Teufelsknecht (= Kuckuck), sag mir doch, wieviel Jahre leb ich noch?
Belüg mich nicht, betrüg mich nicht, sonst bist der wahre Kuckuck nicht!
Wie E. Knorr, bekannter ehemaliger Ornithologe aus Erkelenz, berichtete, gab es 1949 in Erkelenz einen besonders ruffreudigen Kuckuck, der es auf rekordverdächtige 99 Rufe brachte. Das inzwischen
umgesiedelte Dorf Borschemich war 1965 besonders stolz auf seinen Dorfkuckuck, der, wie berichtet wurde, von Mitte April bis Juni ununterbrochen in dem kleinen Wäldchen zwischen Kirche und Haus
Palant weilte und die Dorfbevölkerung mit seinen Rufen erfreute.
Text: Ludwig Winkens, 05/20
Foto: Winfried Seppelt
Größe | ca. 33 cm, mittelgroßer Vogel mit falkenartiger Flugsilhouette; Gewicht ca. 100 g |
Nahrung | Insekten und deren Larven, wobei behaarte Raupen eine bedeutende Rolle spielen. |
Gefieder | Die Oberseite ist schiefergrau, unterseits weiß mit grauen Querstreifen. |