Der Habicht

Der etwa bussardgroße Habicht ist ein typischer Hinterhaltjäger, also ein Auflauerer, der plötzlich von einer versteckten Warte aus angreift und die Beute überrumpelt. Er ist aber auch zu minutenlanger Lufthatz über dem Boden fähig und beendet diese in der Regel als Sieger. Was er einmal mit seinen dolchartigen Krallen gefasst hat, lässt er so schnell nicht mehr los. So wurde bereits so mancher Habicht vom herbeieilenden Bauern auf dem ergriffenen Gockel erschlagen.

 

Was hat man dem scheuen Vogel nicht alles für mordlustige Räubereien untergeschoben. Der Habicht war in Deutschland bereits vielerorts ganz verschwunden oder besser gesagt ausgerottet worden. Gott sei Dank hat sich seine Population aufgrund eines ganzjährigen Schutzes wieder einigermaßen erholt. Trotz des generellen Jagdverbotes auf ihn stellt man dem verwegenen Jäger nach wie vor heimlich mit Gift, Schrot und Fallen nach, weil er angeblich, wie auch der Fuchs, das Niederwild zu sehr dezimiert. Man sollte aber wissen, dass der Habicht besonders größere Vögel und davon nicht unerheblich viele Rabenvögel wie Elstern, Dohlen, Eichelhäher und Krähen jagt. Also Vögel, die wiederum unsere so beliebten Singvögel beeinträchtigen. Selbstverständlich fallen dem Habicht auch Haustauben und selten gewordene Feldvögel wie Fasan und Rebhuhn zum Opfer. Der Habicht verdient dennoch unseren höchsten Schutz, denn überall dort, wo er ausgerottet wurde oder kaum noch anzutreffen ist, vermehren sich in kurzer Zeit besonders Rabenvögel und Ringeltauben. Der Habicht ist somit ein wichtiger und nicht unerheblicher Regulator im Kreislauf einer gesunden Natur.

 

Seit jeher war der Habicht bei der früheren Landbevölkerung sehr unbeliebt, weil er als Hühnerdieb verschrien war. Man nannte ihn umgangssprachlich bei uns deshalb auch „dä Höhnerdief“ oder wegen seiner Jagdtechnik „gruete Schtoetvujel“ (großer Stoßvogel). Beim Adel hingegen war der Habicht ein beliebter Beizvogel, der selbst zur Graureiherjagd erfolgreich eingesetzt wurde.

 

Es ist bekannt, dass nicht nur die Landbevölkerung, sondern auch Tiervater Alfred Brehm eine Ablehnung gegen Raubvögel, wie man die Greifvögel einst nannte, hatte. So schrieb er u.a. in seinen damaligen Aufzeichnungen: „Alle Habichte sind schädliche Vögel, welche die rücksichtsloseste Verfolgung notwendig machen. Sie sind furchtbare Feinde aller Tiere, welche sie bezwingen können. Den Habichten Fürsprecher zu sein, würde als Frevel an der übrigen Tierwelt erscheinen.“

 

Text: Ludwig Winkens, 09/21

Fotos: Carsten Peters und Willi Eckers

Steckbrief

Größe Weibchen sind deutlich größer als Männchen (60 cm bzw. 50 cm); Gewicht: 1,1 kg, Männchen dagegen nur 600 g
Nahrung Überwiegend Vögel bis Hühnergröße, aber auch Säugetiere bis zur Größe eines Kaninchens oder jungen Hasen
Vorkommen In nahezu ganz Europa verbreitet, aber selten. Einst ein Waldvogel, der inzwischen immer häufiger Ortschaften und Städte wegen der dort oft zahlreichen Tauben aufsucht.