Fliegender Edelstein: Der Eisvogel

Aufgrund seines prächtigen blau-grün oder türkis-glänzenden Gefieders ist der fliegende Edelstein, wie man den Eisvogel auch bezeichnet, einer der schönsten unserer europäischen Vögel.

Der Name „Eisvogel“ ist für den bunten Fischer sauberer Uferlandschaften eigentlich irreführend. Man hat den Namen des Vogels vermutlich aus der Farbe eisblau hergeleitet, möglicherweise auch nach dem im Mittelalter blauglänzenden Eisen zur Herstellung von Schmuck. Passender aber sind seine weiteren Bezeichnungen, die er vom Volksmund erhalten hat, wie Königsfischer, Ufer-, Wasser- oder Seespecht. Den Eisvogel umgeben viele Legenden und Mythen. So soll ein aufgehängter toter Balg immer Richtung Norden zeigen und wahlweise gegen Motten oder Blitzschlag schützen, bzw. sein getrocknetes Herz gegen Gift.

Dass viele diesen auffällig gefärbten Königsfischer in der näheren Umgebung noch nie gesehen haben, hat auch damit zu tun, dass er die Nähe des Menschen grundsätzlich meidet. Er lässt sich nicht leicht beobachten, denn er ist scheu, sehr flink und fällt von vorne aufgrund seiner rotbraunen Unterseite nicht sofort auf. Erst wenn er schnell und meist sehr flach über dem Wasser an uns vorbeifliegt, kann man einen kurzen Blick auf seine unverwechselbare kobaltblaue Rückenpartie erhaschen. Nur der geübte Naturbeobachter kann den etwa spatzengroßen Vogel beobachten, wie er still auf einem Zweig am Uferbereich sitzend, aufmerksam und geduldig ins klare Wasser starrt, bis endlich die ersehnte Beute sich erblicken lässt. Dann stürzt er pfeilschnell kopfüber in die Tiefe, um im nächsten Augenblick mit etwas Glück einen zappelnden Fisch im Schnabel haltend, schon wieder seinen Ausguckposten zu beziehen. Auf seinem Ansitz am Ufer tötet er den kleinen Fisch durch heftige Schläge auf einen festen Gegenstand.

Willi Heinen, ehemaliger Vogel- und Naturkenner aus Wickrath, stellte 1965 nur noch 1 Brutexemplar in unserer Heimat MG/Umgebung fest. Verschmutzte Gewässer, Bebauungen, Fluss- und Bachbegradigungen waren in erster Linie Ursachen für das Verschwinden des prächtigen Eisvogels aus unserem Gebiet. Gelungene Renaturierungen, Verbesserungen der Wasserqualität unserer Teiche und Fließgewässer und das Einleiten von sog. Sümpfungswässern in unsere Auen und Bruchlandschaften durch RWE haben dafür gesorgt, dass sich die Eisvogelbestände inzwischen bei uns wieder erholt haben.

Text: Ludwig Winkens, 02/20

Fotos: Willi Eckers

Steckbrief

Größe Körperlänge ca. 17/18 cm; Gewicht ca. 35 g
Nahrung Neben kleinen Fischen auch kleine Krustentiere und Wasserinsekten.
Vorkommen In nahezu ganz Europa bis Südskandinavien verbreitet.
Brut Höhlenbrüter; von beiden Partnern wird eine bis zu 1 m lange und ca. 5 cm breite Brutröhre in Erdabbrüchen oder Böschungen nahe von Gewässern gegraben. Am Ende der Brutröhre befindet sich die Brutkammer mit meist 6 bis 7 Eiern.