Der Gimpel gehört ohne Zweifel zu den schönsten und prächtigsten Singvögeln Europas. Besonders das Männchen mit seiner leuchtend roten Brust und seiner markanten schwarzen Kopfplatte
beeindruckt uns immer wieder. Leider ist der schmucke Vogel, der einst bei uns gebietsweise ein regelmäßiger Brutvogel war, inzwischen kaum noch anzutreffen.
Den Namen Gimpel (= früheres Synonym für einfältig) erhielt er aufgrund der Tatsache, dass man ihn wegen seiner Zutraulichkeit leicht einfangen konnte. Dabei ist er alles andere als ein
einfältiger Vogel. Wegen seiner Lernfähigkeit war er einst ein häufig gehaltener und begehrter Stubenvogel. Er ist in der Lage, komplexe Melodien zu erlernen bzw. nachzupfeifen. Das von Ludwig
Hölty nach der Melodie von Amadeus Mozart im Jahre 1775 getextete alte Volkslied „Üb immer Treu und Redlichkeit bis an dein kühles Grab...“ war eine der beliebtesten Melodien, die man
gerne männlichen Gimpeln als Stubenvogel nachzupfeifen beibrachte. Manch gelehriger Gimpel beherrschte zwei oder sogar drei Lieder mit bis zu 80 Einzeltönen.
Den eigentlich bekannteren Namen Dompfaff erhielt der schmucke Vogel aufgrund der Farbenkombination seines Gefieders sowie seiner etwas rundlich wirkenden Gestalt, die an das Aussehen eines etwas
beleibten katholischen Domkapitulars erinnert.
Tiervater Alfred Brehm war vom Dompfaff ganz besonders angetan und hielt vor rd. 200 Jahren in seinen Aufzeichnungen folgendes fest: „Abgesehen von der Gabe der Nachahmung, zeichnet sich der
Gimpel durch leichte Zähmbarkeit, unbegrenzte Anhänglichkeit und unvergleichbare Hingabe an seinen Pfleger aus, tritt mit diesem in ein inniges Freundschaftsverhältnis, jubelt in dessen
Gegenwart, trauert in dessen Abwesenheit, stirbt sogar im Übermaße der Freude wie des Kummers, welchen ihm sein Herr bereitet.“
Ob da unser geschätzter und verehrter Tiervater mit seinen überschwänglichen Beschreibungen nicht doch etwas übertrieben hat?
Text: Ludwig Winkens, 03/20
Fotos: Willi Eckers
Größe | ca. 15 cm, Sperlingsgröße; Gewicht ca. 30 g |
Gefieder | Das Männchen ist unverwechselbar durch seine schwarze Kopfplatte, dem aschgrauen Rücken und vor allem durch sein leuchtend rotes Brustgefieder; das Weibchen hat eine bräunlich graue Brust. |
Nahrung | Vor allem Sämereien von verschiedenen Baumarten sowie auch Knospen zum Leidwesen von Obstbauern. |
Vorkommen | Bewohnt Misch- und Nadelwälder; man trifft ihn manchmal auch in Parks, Anlagen und naturnahen Gärten an; besucht im Winter gelegentlich Futterhäuser. |