Die hübsche Kohlmeise ist die mit Abstand größte und häufigste Meise Mitteleuropas und besiedelt vielfältige Lebensräume. Vom Garten bis zum Wald und von der Küste bis ins Gebirge, überall ist die fast spatzengroße Meise anzutreffen. Schon seit eh und je gehört die wenig scheue Kohlmeise zu den häufigsten unserer Gartenvögel und erfreut sich allgemein großer Beliebtheit.
Kohlmeisen bevorzugen als Nahrung Insekten. Da sich der Insektenbestand lt. wissenschaftlichen Untersuchungen der Entomologen (Insektenkundler) in den letzten 30 Jahren um rund 70 % reduziert
hat, ist es umso erstaunlicher, dass die Kohlmeisen-Population nicht gesunken ist; im Gegenteil. Das Erfolgsrezept der robusten Meise ist ihre Geschicktheit, Neugierde und Intelligenz. Sind kaum
Insekten vorhanden, ist sie im Gegensatz zu vielen anderen Insekten fressenden Vögeln in der Lage, temporär die Nahrung anzupassen. Mit ihrem starken Schnabel hämmern sie dann selbst harte
Sonnenblumenkerne fast mühelos auf.
Berühmt geworden sind die Kohlmeisen auch damit, dass sie vor Jahren begonnen hatten, Aluminiumkappen von Milchflaschen und Joghurtbechern aufzupicken, um an den Rahm bzw. den Joghurt zu gelangen. Auch sonst zeigen sie interessante Verhaltensweisen. So haben sich einige Meisen in manchen Parkanlagen daran gewöhnt, das Futter aus der ausgestreckten Hand von Parkbesuchern zu fressen. Bei der Nahrungsbeschaffung für ihren Nachwuchs zeigen sie sich rekordverdächtig. Die Altvögel kommen oft mehr als 500 mal täglich mit ihrer Beute an das Nest zum Füttern des immer hungrigen Nachwuchses. Kohlmeisen sind Höhlenbrüter, die gerne künstliche Nistkästen als Nisthilfen annehmen. Darüber hinaus findet man nicht selten Meisengelege an für uns unmöglich erscheinenden Stellen, so z.B. in Briefkästen, Pumpen, Röhren und Ritzen von Außenfassaden.
Bereits vor rd. 150 Jahren berichtete Tiervater Alfred Brehm von den zahlreichen positiven Eigenschaften der sehr lebhaften und agilen Kohlmeise. Er erwähnte aber auch kaum zu glaubende
Gräueltaten unseres Sympathieträgers. „Sie fällt über jeden schwächeren Vogel mordsüchtig her und tötet ihn, wo sie nur kann. Selbst größere Vögel greift sie an. Sie schleicht förmlich auf
sie los, sucht sich durch einen starken Anfall auf den Rücken zu werfen, häkelt sich dann mit ihren scharfen Klauen tief in die Brust und den Bauch ein und hackt mit derben Schnabelhieben auf den
Kopf ihres Schlachtopfers los, bis sie den Schädel desselben zertrümmert hat und zu dem Gehirne, ihrem größten Leckerbissen, gelangen kann,“ so Brehm. Ob vielleicht ein wenig die Phantasie
mit unserem Tiervater durchgegangen ist? Wir wissen es nicht.
Text: Ludwig Winkens, 05/22
Fotos: Willi Eckers
Größe | Körperlänge ca. 14 cm; Gewicht um 20 g |
Nahrung | Hauptsächlich Insekten aller Art, ansonsten auch Sämereien |
Brut | Höhlenbrüter; 6 bis 12 weiße, rostfarbig gefleckte Eier. Oft zwei Bruten im Jahr. |
Vorkommen | Bis auf den äußersten Norden ein weit verbreiteter Singvogel in ganz Europa. |