Der Grünfink

Der Grünfink gehört zu den Kulturfolgern unserer Vogelwelt, denn seine Population hat sich nach und nach in die Nähe des Menschen verlagert. Der Finkenvogel mit dem kräftigen, kegelförmigen Schnabel lebt in Parks und Gärten, in Alleen sowie an Waldrändern. Selbst in Zentren von Großstätten ist er immer wieder anzutreffen. Er gehört zu den häufigsten Brutvogelarten Deutschlands, so auch bei uns am Niederrhein.

 

Höhere und freistehende Bäume sind in der Regel wichtiger Bestandteil seines Lebensraumes. Von dort aus trägt er gerne seinen Gesang vor oder startet zu einem fledermausartig gaukelnd wirkenden Sing- oder Balzflug. Der Gesang besteht aus kanarienvogelähnlich trillernden Tönen verbunden mit sogenannten rüllschenden und klingelnden Elementen. Der Grünfinkengesang ist in der heimischen Vogelwelt ziemlich einzigartig und unverwechselbar. Grünfinken sind überwiegend Standvögel, die im Winter gerne Futterhäuschen aufsuchen und sich dort gegenüber anderen Arten sehr dominant verhalten. Im Sommer hingegen bleiben sie eher zurückhaltend und unauffällig. Oft verrät nur ihr Gesang ihre Anwesenheit. Nach der Brutzeit verbinden sich Grünfinken gerne mit anderen Finkenvögeln, besonders mit Stieglitzen und Hänflingen zu großen Trupps, um gemeinsam auf der Suche nach ergiebigen Nahrungsquellen Ausschau zu halten.

 

Wegen seiner Vorlieben für den Samen von Flachs, der einst besonders im südlichen Niederrhein für die Textilgewinnung auf zahlreichen Feldern angebaut wurde, nannte man den Vogel bei uns überwiegend Vlaasvenk (Flachsfink), hin und wieder auch Rapsvenk, Joldvenk, Jröönvenk, Dännevenk und Stokkvenk. Eine damals hier gebräuchliche mundartliche Redensart lautete: „Du böss ene Stokkvenk“. Das soll heißen: Du stellst dich aber sehr dumm an; du bist stockdumm.

 

Erfahrene frühere Vogelfänger hatten angeblich ein leichtes Spiel, den vermeintlich stockdummen Vogel zu überlisten und zu fangen. Grünfinken wurden für die Käfighaltung verwendet oder als Kleinstleckerbissen verspeist. Heute wissen wir, dass Grünfinken alles andere als einfältig und dumm sind. Anpassungsfähigkeit, aber auch Misstrauen dem Menschen gegenüber sind schon eher die Attribute, die ihn kennzeichnen.

 

Text: Ludwig Winkens, 04/22
Fotos: Willi Eckers

 

Steckbrief

Größe Wie Haussperling, Körperlänge 15 cm; Gewicht um 30 g
Nahrung Überwiegend vegetarische Nahrung aus Samen, Knospen und Blattspitzen. Zur Brutzeit werden gelegentlich auch Insekten aufgenommen.
Brut Das Nest wird im Gebüsch oder auf Laubbäumen in einer Höhe von selten über 3 m errichtet. Das Gelege besteht aus 4 bis 6 nahezu weißen Eiern mit braunen Flecken.
Sonstiges Die nordeuropäischen Grünfinken sind im Gegensatz zu den mitteleuropäischen Vertretern Zugvögel und überwintern in der Regel in Mitteleuropa.