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Jetzt schwirren sie wieder von Blüte zu Blüte – die Falter, die keine Kolibris sind

NABU-Beobachtungstipp: Taubenschwänzchen sind wieder in NRW unterwegs

 

Es ist kein Kolibri und dennoch schwirrt es von Blüte zu Blüte und trinkt heftig flügelschlagend Nektar im Flug. Und es ist auch nicht nachts aktiv, wie es sich für einen klassischen Nachtfalter gehören würde, sondern tagsüber. Das Taubenschwänzchen, ein ursprünglich im Mittelmeerraum beheimateter Wanderfalter, hat nicht nur eine interessante Biologie, es ist auch in NRW immer häufiger und früher unterwegs. „Der Falter profitiert vom Klimawandel und übersteht seit einigen Jahren auch nördlich der Alpen die milden Winter erfolgreich“, erklärt Karl-Heinz Jelinek, Schmetterlingsexperte beim NABU NRW, die zunehmenden Sichtungen der vergangenen Jahre.

 

Als Wanderfalter flog der tagaktive Nachtfalter ursprünglich zu Beginn des Hochsommers aus dem Mittelmeergebiet in Mitteleuropa ein, um hier eine Folgegeneration zu erzeugen. Im Gegensatz zu unseren einheimischen Schwärmern überwintert er als ausgewachsener Falter, was ihm das Überleben nördlich der Alpen in Zeiten kälteren Klimas schwer gemacht hat. Doch die milden Winter der vergangenen Jahre ermöglichen ihm jetzt auch in unseren Breiten zu überleben", so Jelinek weiter. Erste Exemplare können deshalb manchmal schon im frühen Frühling in Gärten, auf Balkonen und Wiesen beobachtet werden. In größerer Zahl schwirren sie nun im Hochsommer vor kelchigen Balkonblumen wie Geranien oder Petunien, besuchten Sommerflieder, Phlox oder Schmetterlingsblütler wie Rotklee und Luzerne.

 

Der markante Schwirrflug des behaarten Falters ermöglicht ihm, innerhalb von fünf Minuten bis zu hundert Blüten zu besuchen. Das erfordert jedoch eine Menge an Energie. "Ein Pausieren auf einer Blüte ist da nicht drin", erläutert Jelinek. Jeder zu lange Stopp führe zu einem Auskühlen der Flugmuskulatur. Zudem biete der Schwirrflug einen überlebenswichtigen Vorteil, denn so bleibe immer eine ausreichende Distanz zwischen Insekt und Blüte und das Taubenschwänzchen gut vor getarnten Fressfeinden wie der Krabbenspinne geschützt. Nun nutzen die Falter das aktuelle, warme Sommerwetter zur Eiablage. Gerne werden die an warmen Böschungen wachsenden Pflanzen des Kletten-Labkrautes genutzt. Das grüne Ei wird dabei im Schwirrflug an die Triebspitze der Pflanze geheftet.

 

Meldungen über vereinzelte Sichtungen reichen zurück bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Laut Jelinek ein Beleg dafür, dass die Zugrouten der Falter bereits seit langer Zeit bestehen. Vor allem während des Supersommers 2003 aber auch im vergangenen Sommer gab es einen regelrechtes Massenauftreten und auch die diesjährigen Sommertemperaturen sind ideal für den Falter. Neben seiner Schnelligkeit im Flug zeichnet den Wanderfalter seine Ausdauer aus. So stellen weder Hochgebirge noch Entfernungen bis zu 2000 Kilometern ein Hindernis für das Taubenschwänzchen dar, das schon in Norwegen gesichtet wurde.

 

Wer ein Taubenschwänzchen beobachtet kann dies im Rahmen der landesweiten Falterzählaktion des NABU NRW melden. Die genaue Zählanleitung und Abbildungen der im Fokus stehenden zwölf Tag- und sechs Nachtfalterarten sind auf einer Zählhilfe vermerkt, die unter www.platzfuerfalter.de abrufbar ist. Auch weitere Arten, die nicht auf dem Zählbogen abgebildet sind, dürfen angegeben werden. Die Aktion endet dieses Wochenende. Ausgefüllte Zählhilfen werden aber noch bis zum 22. Juli entgegen genommen. Diese sollten entweder per Post an die Landesgeschäftsstelle des NABU NRW oder per E-Mail an Falter@NABU-NRW.de geschickt werden. Die Beobachtungen können auch direkt online unter www.platzfuerfalter.de eingegeben werden.