Der Wanderfalke

Ohne Zweifel ist er der edelste, eleganteste und schnellste Vogel unserer Fauna, der Wanderfalke oder mundartlich früher im Rheinland wegen seiner Jagdtechnik und Vorlieben für Tauben auch Duvestüeter (Taubenstößer) genannt.

Foto: Willi Eckers
Foto: Willi Eckers

Lange Zeit ging es ihm nicht nur in Deutschland sehr schlecht. Durch Bejagung, Nachstellungen sowie damalige Umweltgifte wie E 605 und DDT stand er kurz vor dem Aussterben. So vermutete man in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts nur noch weniger als 40 Exemplare in Ost- und Westdeutschland zusammen. Aufgrund eines ganzjährigen Bejagungsverbotes sowie besonderer Schutzmaßnahmen hat sich die Population wieder enorm erholt und gilt als ziemlich gesichert. Allein in NRW gibt es ein historisch vorher niemals erreichtes Bestandshoch von ca. 500 Exemplaren. Bis zur Jahrtausendwende war er bei uns in MG nie Brutvogel gewesen, sondern nur ein ganz seltener Durchzügler. Als anpassungsfähiger Kulturfolger hat er sich inzwischen in vielen Städten Kirchtürme, Schornsteine und andere hohe Industriegebäude ausgesucht, die als Felsenersatz dienen. Tauben, eine Hauptbeute des Wanderfalken, gibt es in den Innenstädten ohnehin mehr als genug. So hat der ehrenamtliche Wanderfalkenbeauftragte Bernd Bäumer aus Erkelenz mit einigen Helfern auch an rd. ein Dutzend Kirchtürmen unserer Stadt und Umgebung in luftiger Höhe Nisthilfen für den Falken angebracht. Der bisherige Erfolg kann sich sehen lassen.

Der Wanderfalke ist ein spezialisierter Luftjäger, der wie ein Blitz an einem Kirchturm vorbeischießt und sich auf eine verwilderte Taube stürzt. Oft kreist er auch Ausschau haltend in schwindelnder Höhe. Wenn unter ihm ein Vogel der passenden Größe vorbeifliegt, stürzt er sich zunächst mit kräftigen Flügelschlägen und jähem Tempo von oben herab. Er holt den fliegenden Vogel nahezu spielerisch ein, denn er erreicht im Sturzflug Rennwagentempo von fast 300 km/h. Aus Selbstschutz vermeidet er einen Zusammenstoß mit dem Vogel. Er verletzt vielmehr sein Opfer beim Überholen mit seinen Krallen, dass die Federn nur so fliegen. Die zu Boden stürzende verletzte Beute tötet er dann mit seinem starken Schnabel durch Biss in die Halswirbelsäule.

 

Nicht nur die meisten Taubenzüchter haben dem Falken Feindschaft geschworen. Auch Tiervater Alfred Brehm fällte ein vernichtendes Urteil über ihn, als er vor ca. 150 Jahren folgendes schrieb: „Leider gehören die stärkeren Edelfalken, wozu der Wanderfalke gehört, zu den schädlichsten Vögeln und können bei uns zulande deshalb nicht geduldet werden und verdienen keine Schonung.“

 

Text: Ludwig Winkens (12/2020)

Fotos: Willi Eckers

Steckbrief

Größe Weibchen knapp 50 cm, Männchen ca. 40 cm; Gewicht Weibchen ca. 900 g, Männchen ca. 600 g
Nahrung Vor allem Vögel mittlerer Größe; aber selbst Krähen, Möwen, Gänse und Reiher sind in der Luft vor ihm nicht sicher.
Brut Die Nistplätze befinden sich an schwer zugänglichen Stellen; Gelege 3-4 Eier ab Ende März.
Vorkommen Ein echter Kosmopolit, denn er besiedelt bis auf die Antarktis alle Erdteile.