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Die alte Landwehr um Hardt

Kaum jemand kennt sie noch, die verwunschenen Reste der alten Landwehren um Hardt und um Mönchengladbach herum. Sie verlaufen durch Wälder und Felder, sind Rückzugsgebiete für Fauna und Flora und fallen immer wieder Zerstörungen zum Opfer.

 

Früher wurden die Landwehren noch gehegt und gepflegt, heute werden die Gräben der Landwehren mit Baumresten und Grünmüll zugeschüttet und die Wälle gerne als Mountainbiker Gelände missbraucht. In der heutigen Zeit, in der die Stadt Mönchengladbach eine der finanzärmsten Kommunen in NRW ist, hat man offenkundig  für Pflegemaßnahmen an der Landwehr einfach nicht mehr das nötige  Kleingeld.

Zum eigenen Schutz verstecken sich die Landwehrreste daher manchmal in kleinen Waldarealen, oftmals  verlaufen sie unerkannt entlang von Wegen und Straßen und kaum jemand, der auf den Wegen läuft,  ahnt wohl, an welchem kulturhistorisch bedeutenden Baudenkmal er gerade entlangwandert.

Die erste  urkundliche Erwähnung der Hardter Landwehr soll im Jahre 1172 erfolgt sein. Es heißt in einer alten Urkunde, die in einem Buch des Heimatforschers Brasse aufgeführt ist: „allodium Rakhesleide quod dicitur ad fossam“ (neuhochdeutsch übersetzt: Besitz Rasselner Lehen, welcher beim Graben liegend genannt wird“.  Mit Graben kann natürlich der Graben einer dort befindlichen Landwehr gemeint gewesen sein.

Der Hardter Heimatforscher Adolf Esser-Holdefer stellt die Behauptung auf, die erste Erwähnung der Hardter Landwehr sei im Jahre 1085 erfolgt.

Erstaunlich ist, wie gut an manchen Stellen die alte Hardter Landwehr heutzutage noch erhalten ist. Der südliche Bereich der Hardter Landwehr grenzte in früherer Zeit das Hardter Territorium gegenüber der Stadt Dahlen, dem jetzigen Rheindahlen, ab.

Wenn man im westlichen Teil der  zwischen Hehn und Hardt gelegenen Herzpark Klinik den im dortigen Gelände gut sichtbaren Graben und die beiden dazugehörigen Wälle besucht, hat man einen ersten Teilbereich der alten Hardter Landwehr vor sich. Die  Hardter Landwehr läuft am Waldrand in südlicher Richtung weiter. Auf den Wällen stehen manchmal alte Buchen. Im späten Mittelalter, als die Landwehren am Niederrhein überall in der Landschaft zur Abgrenzung der herrschaftlichen Territorien entstanden, ließen unsere Vorfahren auf den Wällen Buchen, Eichen, Wildobstbäume und Schlehensträucher sowie Heckenrosen und Brombeerbüsche wachsen, die ein Queren der Landwehr nur an dafür frei gehaltenen Stellen ermöglichte.

Die alte Hardter Landwehr verlief früher einige hundert Meter hinter dem Herzpark Gelände in südlicher Richtung weiter bis zur Ortschaft Leloh. Wall und Graben sind heutzutage kaum noch zu sehen bzw. durch die Landwirtschaft untergepflügt worden. Bei Leloh knickt die Landwehr ab in Richtung Fischeln und verläuft in Richtung Tomp/Hardt weiter. Von dort ging es früher weiter in Richtung Norden nach Wey (innere nördliche Landwehr) bzw. in Richtung Mackenstein/Schomm/Tillerhöfe (äußere nördliche Landwehr). Beide nördliche Landwehren trafen hinter Wey auf die Viersener Landwehr. Heute sind nur noch Reststücke der nördlichen inneren Landwehr bei Wey erhalten. In Höhe des heutigen Wasserwerkes Rasseln zweigt die Hardter Landwehr in Richtung Winkeln ab und verläuft weiter nach Vorst. Der Ort Hardt mit Wald und Feld war früher vollständig von der Landwehr umgeben.

Heutzutage sind immer noch große Bereiche der alten Landwehr erhalten und stehen unter besonderem Denkmalschutz. Für die Anhänger der Natur sind die alten Landwehrteile von besonderem Interesse. Hier findet der kundige Beobachter niederwaldspezifische Baumarten, zahlreiche Wegrandblumen und manches scheue Wildtier.

Eine Rundwanderung entlang der alten Hardter Landwehr ist sehr zu empfehlen, trifft man doch auf ganz unterschiedliche Vegetationsformen, angefangen von artenarmem intensiv genutzten Ackerland bis zu stillem Niederwald mit alten Kopfbuchen. Zahlreiches Kleingetier nutzt den Schutz der Landwehren zum Leben und Überleben in einer für die Natur schweren gegenwärtigen Zeit.