Der Winter hat Nordrhein-Westfalen mit Schnee und Eis fest im Griff. Eine Herausforderung für Tiere und Pflanzen, solche Witterungsverhältnisse unbeschadet zu überstehen. Deshalb schaltet die Natur bereits frühzeitig in den Energiesparmodus. Die Überlebensstrategien, die sich im Laufe der Evolution insbesondere im Tierreich entwickelt haben, sind dabei recht vielfältig.
Doch nicht alle Arten sind gleich gut angepasst. Langanhaltende, kalte und schneereiche Winter können daher bei einigen zu hohen Bestandeseinbußen führen. Im Siedlungsbereich können naturnahe
Gärten manchen Arten beim Überwintern helfen, so der NABU NRW.
Vielfältige Überwinterunsstrategien
Säugetiere wie der Igel, Siebenschläfer, Hasel- und Fledermäuse futtern sich im Herbst den nötigen Speck an und halten Winterschlaf, um weniger Energie zu verbrauchen, solange es draußen nichts
für sie zu fressen gibt. Der Siebenschläfer und die winzige Haselmaus sind dabei besonders große Schlafmützen – sie ziehen sich für ganze sieben Monate zurück. Andere Säugetiere wie der Feldhase,
Rehe ode Hirsche bekommen ein Winterfell und sind so vor Kälte und Nässe geschützt. Der Hase lässt sich zudem einschneien, nutzt also die Iglu-Strategie. Zugvögel fliehen vor der nahrungsarmen
Zeit gen Süden und die hier überwinternden Vögel plustern ihre Federn zum Daunenschlafsack auf oder finden sich in Schlafgemeinschaften in geeigneten Höhlen zusammen.
Als wechselwarme Tiere können Amphibien und Reptilien ihre Körpertemperatur nicht selbst regulieren. Sie fallen daher bei niedrigen Temperaturen in eine Winterstarre. Zum Schutz suchen sie vorher
in frostfreien Mauerlücken oder Bodenhöhlen Unterschlupf oder buddeln sich im Schlamm ein. Ähnlich geht es den Insekten. Auch sie fallen in eine Winterstarre. Manche Tagfalter wie das
Tagpfauenauge und der Kleine Fuchs überwintern dabei als Falter und suchen in geeigneten Höhlen, aber auch in Scheunen oder Kellern Schutz vor dem Frost. Andere wie der Aurorafalter und Weißlinge
verbringen die kalte Jahreszeit im Puppenstadium – versponnen oder angeheftet an Pflanzenstängeln. Die Raupe des Brombeerspinners überwintert geschützt unter Herbstlaub. Nur ganz wenige Insekten
wie der Zitronenfalter vertragen dabei das völlige Einfrieren. Das körpereigene Frostschutzmittel Glycerin ermöglicht ihm das Überleben im Freien auch bei extremen Minusgraden.
Naturnahe Gärten können helfen
Häufig dienen abgestorbene Pflanzenteile den Insekten als Überwinterungsort. So werden Brombeerstängel gerne vom Nachwuchs der Keulhornbienen und Stängel von Königskerzen von dem der Mauerbienen
als Überwinterungsplatz genutzt. Der NABU NRW rät deshalb, den Garten nicht jetzt schon fürs Frühjahr aufzuräumen, sondern abgestorbene Pflanzenteile noch einige Wochen stehen zu lassen.
Für Eulen, Greife, Reiher und Eisvogel kann es schwierig werden
Doch nicht alle Tiere sind so gut an die aktuell herrschenden Witterungsbedingungen angepasst. Sobald die Schneedecke für längere Zeit geschlossen ist, haben Eulen und Greifvögel häufig
Schwierigkeiten, genügend Nahrung zu finden. So kann die Schleiereule praktisch kein Fettgewebe aufbauen und daher nicht auf Reserven zurückgreifen. Unter einer geschlossenen Schneedecke finden
die Eulen die Mäuse – ihre Hauptnahrung – aber nicht mehr. Eine brenzlige Situation, die in langanhaltenden Schneewintern oft zu großen Verlusten führt. Geöffnete Tore oder andere Öffnungen in
Scheunen und Hallen, in denen sich vielleicht Mäuse finden lassen, können da Abhilfe schaffen, so der NABU NRW.
Auch Vogelarten, die auf Nahrungssuche in Gewässern gehen wie Reiher oder der Eisvogel, haben nun Schwierigkeiten satt zu werden. Zwar suchen sie zunächst Gewässerbereiche auf, die noch eisfrei
sind, etwa Überläufe, Schleusen und Zuflüsse. Dort haben sie noch eine Chance, Nahrung wie Kleinfische oder Wasserinsekten zu ergattern. Je länger der Schnee- und Eiswinter jedoch dauert, desto
größer sind die Verluste. Umso wichtiger ist deshalb, dass für all diese Vogelarten Lebensräume bewahrt oder aufgewertet werden, damit sich die Bestände in den Folgejahren wieder erholen können.
Foto: NABU/CEWE/Josef Graf