Die elegante, schöne und langhalsige Kanadagans ist mit einer Körperlänge von ca. 1 Meter die mit Abstand größte unserer Wildgänse. Ihre ursprüngliche Heimat ist Nordamerika. Bereits im 17. Jahrhundert wurden Kanadagänse vor allem von europäischen Aristokraten als Exoten in ihren großen Gärten und Parks gehalten.
Entflohene Exemplare hatten früher in freier Wildbahn schlechte Überlebenschancen, denn die zutraulichen Gänse waren eine leichte Beute und ein begehrtes Wildbret für die Landbevölkerung. Erst als entflohene oder freigesetzte Kanadagänse ca. Ende des letzten Jahrhunderts so nach und nach stadtnahe Gewässer als geeignete und ziemlich sichere Lebensräume entdeckten, stieg ihre Anzahl dort rapide an.
1994 beobachteten Ornithologen das erste Kanadagansbrutpaar in unserem Stadtgebiet. Im Jahr 2000 wurden bereits 8 Brutpaare und vier Jahre weiter 14 Paare gesichtet. Zwanzig Jahre später, also 2024, hat sich die Anzahl der Brutpaare in unserer Stadt explosionsartig auf über 200 erhöht. Eine solche massenhafte Entwicklung bleibt nicht ohne Folgen für die Natur. Die überall sichtbaren Hinterlassenschaften, besonders auf den Grünflächen in Wassernähe, sind lediglich ein spezielles Ärgernis für viele Besucher der betroffenen Parks. Wenn aber Gänsehundertschaften Tag für Tag immense Kotmengen und damit Nitrate und Nährstoffe in die Gewässer lassen, hat das besonders bei kleineren Teichen und Weihern Auswirkungen auf die Wasserqualität. Der Sauerstoffgehalt des Wassers nimmt immer mehr ab, so dass Fische, kleine Muscheln und Krebse zunehmend ums Überleben kämpfen. Außerdem dezimieren die großen Gänse nicht unerheblich den Uferbewuchs. Dadurch verschwinden Rückzugsmöglichkeiten für kleine Tiere und Vögel sowie Laichplätze für Fische und Amphibien. Kanadagänse fliegen in den Abend- und Morgenstunden gerne in die naheliegenden Getreidefelder. Eine Gans verzehrt pro Tag ca. 1 kg Grünfutter. Der Schaden durch das Abweiden von Getreidefeldern kann gebietsweise für die betroffenen Landwirte erheblich sein.
Die ökologischen und ökonomischen Schäden, die durch ein massenhaftes Auftreten von Gänsen entstehen können, sind jedenfalls nicht den Gänsen zuzuschreiben. Immer wieder falsches und unterlassenes Handeln von uns Menschen, besonders an stadtnahen Gewässern, hat erst zu den massenhaften Ausweitungen der Gänse geführt. Eine gebietsweise erforderliche Dezimierung durch Bejagung ist innerhalb eines geschlossenen Stadtgebietes unter den wachsamen Augen der Bevölkerung schwer möglich, denn für viele gelten die schönen Kanadagänse nach wie vor als Sympathieträger.
Text: Ludwig Winkens 12/24
Fotos: Willi Eckers [1] und Laurentius Ohlig [2]
Größe | Körperlänge 85 bis 100 cm; Flügelspannweite bis 180 cm; Gewicht 5 bis 6,5 kg |
Nahrung | Überwiegend Pflanzenfresser, gelegentlich auch Kleintiere wie Würmer und Schnecken |
Brut | 4 bis 6 schmutzig-weiße Eier, oft 2 Bruten im Jahr |
Sonstiges | Kanadagänse können in Privathaltung über 40 Jahre alt werden, nicht aber in freier Wildbahn. |