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Endlich umdenken.

„Die Natur folgt ruhig und unwiderstehlich ihren Gesetzen,
der Mensch wird vernichtet, wo er mit ihnen in Konflikt kommt.“

Georg Büchner, Dantons Tod.

 

Was wäre geeigneter, einen Strukturwandel des Denkens zu erproben, als die Beschäftigung mit den tagtäglichen Fernsehmorden auf die wahren Verbrechen des wirklichen Lebens zu lenken? So könnte Inspektor Barnaby, im wirklichen Leben immerhin ein Doctor honoris causa der historischen Wissenschaften, seine Ermittlungen in das Jahr 1972 verlegen und erkunden, dass der damals erschienene erste Bericht des Club of Rome mit einer bis heute währenden Arroganz von der Politik ignoriert wurde. Der historisch geschulte Kriminalist käme zu der Erkenntnis, dass gerade diejenigen Verbrechen am gefährlichsten sind, die von einem Justizsystem nicht als Verbrechen erkannt oder ignoriert werden. Der deutsche Nationalsozialismus ist für den Tod von sechzig Millionen Menschen verantwortlich, der derzeitige Neoliberalismus, eine als Demokratie getarnte Weiterentwicklung faschistoider Systeme, zerstört gerade die Lebensgrundlagen der gesamten Menschheit.

 

Wissenschaftler, Umweltverbände, aber auch Firmen wie Exxon erarbeiteten in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts Gutachten und Analysen, die mit erschreckender Genauigkeit die Situation unserer Tage voraussagten; einschließlich einer gemeinsamen Warnung von Ökologen und Virologen, dass mit jeder Zerstörung eines Biotopsystems die Gefahr einer Epidemie wächst und globale Ausmaße erreichen kann. Die Regierungsverantwortlichen haben es im Verlauf eines halben Jahrhunderts nicht geschafft, das wohlwollende Konzept eines Ludwig Erhard, Wohlstand für alle zu schaffen, mit den Erfordernissen eines weltweiten Naturschutzes in Einklang zu bringen. Mit einer Fahrlässigkeit, die an die kriminellen Energien der eingangs erwähnten Raub- und Mordgeschichten erinnert, wurde eine Eskalation geduldet, die mit dem gemütlich klingenden Wort Klimawandel verharmlost wird. Die Erinnerung an Ludwig Erhard zeigt die einzige tatsächliche Alternative zur Destruktivität des modernen Fortschritts: das Einüben einer größeren Bescheidenheit und die global-politische Aufgabe, ein Programm zur friedlichen und humanen Reduzierung der Weltbevölkerung auf den Weg zu bringen.

 

Die Fluten an der Ahr und in der Eifel sind ein Abbild aller Katastrophen, die das perverseste Wirtschaftssystem der bisherigen Menschheitsgeschichte in den Ländern der sogenannten dritten Welt verschuldet, und sie sind ein Zeichen für alle Kataklysmen, die im Gefolge der Erderwärmung zur Bedrohung werden. Steigt der Meeresspiegel weiter an, könnte die Bevölkerung der Benelux-Staaten und Frankreichs in den deutschen Mittelgebirgen eine Zuflucht suchen vor einer Salzwasserflut, die Westeuropa unbewohnbar hinterlässt.

 

Die Wetterextreme ereignen sich nicht in einer klar erkennbaren linearen Folge. Hitze, Überschwemmungen, Dürre oder Tornados können überall und jederzeit das gewohnte Leben jäh beenden.

 

Wer noch immer ein Umdenken verweigert, einem Jargon der Beschwichtigungen Glauben schenkt und zu Veränderungen nicht bereit ist, riskiert für sich und seine Nachkommen den Tod durch Ertrinken, Ersticken oder Verdursten. Bei einer klimatischen Beeinträchtigung des Golfstroms kommt die Variante des wesentlich angenehmeren Erfrierens noch hinzu.

 

Ökologische wie ökonomische Vernunft, ein moralisches Gebot, das Gedenken an die unzähligen Opfer, ob Pflanze, Mensch oder Tier, oder die pure Existenzangst fordern eine sofortige Umsetzung aller Maßnahmen, die notwendig sind die in Paris gesetzte 1,5-Grad-Grenze nicht zu überschreiten.

 

Die Abholzung der Wälder und die Zerstörung anderer Biotopsysteme (Moore, Meere, Flüsse etc.) müssen sofort beendet werden. Die Rewilding-Konzepte der UN Dekade zur Wiederherstellung natürlicher Systeme müssen unverzüglich und langfristig verwirklicht werden. Die Massentierhaltung, der Flächenverbrauch und die Kohleverstromung müssen ein umgehendes Ende finden, der Flugverkehr sollte drastisch reduziert und mit einer Abkehr vom Individualverkehr begonnen werden. Die Dekadenz, Milliardärs-Ausflüge ins All zu starten, Hochhäuser als Kreuzfahrtschiffe zu bauen und mit schadstoffproduzierenden Laubbläsern Blätter fangen zu wollen, findet hoffentlich bald ihre Selbstdeutung.

 

Das Umdenken darf keiner Werbetechnik, der nahezu psychopathologischen Erscheinung der Digitalisierung, die Darstellung auf einem Bildschirm für die Wirklichkeit zu halten, und nicht der sich ausbreitenden Sprachzerstörung, jede Banalität in eine Sprache zu übersetzen, die die Deutschen mit dem Englischen verwechseln, oder inhaltslosen, aber wissenschaftlich klingenden Wortgebilden, zum Opfer fallen. Worte wie Klimaneutralität oder Klimaresistenz eignen sich nicht zur seriösen Begriffsbildung. Jeder Lebensvorgang funktioniert mit einem Gasaustausch von Sauerstoff und Kohlendioxyd, das Gleiche gilt in etwa für alle Vorgänge der Produktion und des Transportes. Neutralität ist hier nicht möglich und Lebensmittelketten sollten auf ihr Eigenlob verzichten, zumal sie nach wie vor waldzerstörende Produkte verkaufen; und da es immer und überall ein Klima gibt, ist das Wort Resistenz ein Superlativ des Unsinnigen. Die Wortschöpfer könnten ebenso gut von feuchtigkeitsresistentem Wasser sprechen. Durch menschliches Verschulden gibt es zu viel Kohlendioxyd und Methangas in der Erdatmosphäre. Technische Innovationen, vor allem aber ein weltweiter konsequenter Schutz des jetzt bestehenden Ökosystems Erde müssen die Lösung bringen.

 

Was ist ein Revierknoten? Warum nennt man eine ausgekohlte Landschaft, in der es weit und breit keine Gebirgszüge gibt, valley?

 

Fake, Mendacium, Pseudos. Seitdem es die Fähigkeit des Sprechens gibt, gehören Lug und Trug unabhängig von Übersetzungen zur Kommunikation. Die wohl gemeinte Lüge, einem Sterbenden seine Genesung vorzuspielen, mag so manchen letzten Atemzug erleichtert haben, das Theater der derzeitigen Landesregierung hingegen, eine kontraproduktive Untätigkeit als vorausschauenden Klimaschutz zu verkaufen, ist eine Lüge, wie sie dreister nicht formuliert werden kann. Ein Entfesselungsgesetz hofiert profitorientierte Lobbyisten, ignoriert die Interessen der Bürger und versucht, den Naturschutz abzuschaffen. Um möglicher Kritik vorzubeugen, soll ein Versammlungsgesetz engagierte Bürger kriminalisieren und, wie in Hamm zu lernen war, schrecken die Verantwortlichen, wie in einem billigen Krimi, nicht davor zurück, der friedlichen Prozession „Kreuzweg für die Schöpfung“ mit Gewalt zu begegnen.

 

Ein honigsüßes, an Aachener Backwerk erinnerndes Lächeln kann nicht über die Düsseldorfer Zielsetzung hinwegtäuschen, allen Versprechen zum Trotz den Braunkohleabbau bis 2038 fortsetzen zu wollen, und es dient nicht einer glaubwürdigen Verständigung, einem Redner aus den bedrohten Dörfern das Mikrofon abzuschalten.

 

Eine besonders subtile Art der Lüge ist das Verschweigen oder Verharmlosen oder die Methode, ein Problem in Vergessenheit geraten zu lassen. Und so sei abschließend auf eine Nachlässigkeit hingewiesen: in den Tiefen des Nordpolarmeeres schlummern seit Jahrmillionen Vulkane, deren Feuerkraft bislang von der Eisdecke der Arktis in Schach gehalten wurde. Wird die Eisdecke dünner, steigt die Wahrscheinlichkeit von gewaltigen Vulkanausbrüchen. Nach einer Explosion werden auch entlegenere Gegenden in Europa und Nordamerika auch für den vergnügungssüchtigsten Egozentriker keinen touristischen Reiz mehr haben.