Wer wird Vogel des Jahres 2022? Diese spannende Frage bewegt Naturinteressierte in ganz Deutschland. Bei der zweiten öffentlichen Wahl des Jahresvogels von NABU und seinem bayerischen Partner LBV (Landesbund für Vogelschutz) führen zur Halbzeit Wiedehopf und Mehlschwalbe die Rangliste an.
„Doch auch Steinschmätzer, Feldsperling und Bluthänfling können sich noch Hoffnung auf den Titel Vogel des Jahres 2022 machen“, so der stellvertretende Vorsitzende des NABU NRW Christian Chwallek. „Bisher haben bereits 85.000 Menschen abgestimmt. Da wir aber erst Halbzeit haben und unser virtuelles Wahllokal noch ganze drei Wochen geöffnet ist, dürften es noch deutlich mehr Stimmen werden, die die Rangliste völlig durcheinander wirbeln können.“
Der NABU NRW unterstützt den Wiedehopf als „seinen“ Kandidaten und freut sich über den großen Zuspruch in der Bevölkerung. Der auffällige Vogel kehrt gerade nach NRW zurück. „Jahrzehnte lang gab es hier keine Wiedehopfe mehr, da ihr bevorzugter Lebensraum – offene oder halboffene, Magerlandschaften – immer weiter schrumpfte. Heute ist es darum nicht besser bestellt, doch durch das wärmere Klima ist NRW wieder attraktiv geworden“, erklärt Jonas Brüggeshemke vom NABU-Landesfachausschuss (LFA) Ornithologie und Vogelschutz.
Als Nistplatz nutzen Wiedehopfe alte Spechthöhlen, Nischen oder Nistkästen. Um den Heimkehrern mehr Nistmöglichkeiten anzubieten, haben die NABU-Ornithologen in Münster Nistkästen aufgehängt. „Damit andere Arten die Kästen nicht nutzen, hängen wir sie sehr tief auf oder stellen sie sogar ganz auf den Boden“, erklärt Brüggeshemke. „Aus Angst vor Mardern und Katzen meiden die meisten Vogelarten solche Kästen – nicht aber der Wiedehopf. Sowohl die Weibchen als auch die Küken haben nämlich eine fiese Waffe gegen Fressfeinde – sie versprühen ein stinkendes Sekret.“ Der NABU-LFA plant, Wiedehopfe auch bald landesweit mit einem Projekt zu unterstützen. Ein Netzwerk von Helfer*innen für den Bau der Nistkästen steht schon bereit.
Zur Wahl stehen neben dem Wiedehopf Bluthänfling, Feldsperling, Mehlschwalbe und Steinschmätzer. Die Kandidaten repräsentieren eine Vielfalt kleinerer Vertreter der Vogelwelt und jeder steht für ein Naturschutzthema, das Aufmerksamkeit braucht. So findet die Mehlschwalbe als Gebäudebrüter immer weniger Nistmöglichkeiten. Der Steinschmätzer kämpft für mehr offenes Brachland, der Wiedehopf will, dass weniger Pestizide eingesetzt werden. Der Feldsperling vermisst Baumhöhlen zum Brüten und der Bluthänfling fordert: Hecken zum Verstecken.
Bis zum 18. November ist das virtuelle Wahllokal unter www.vogeldesjahres.de freigeschaltet. Noch am selben Tag wird der Sieger bekanntgegeben. Der „Vogel des Jahres“ wurde in Deutschland erstmals im Jahr 1971 gekürt. Seit 2021 wird er durch eine öffentliche Wahl bestimmt.
Mehr Infos und Teilnahme an der Abstimmung: www.vogeldesjahres.de
Bird-O-Mat: www.nabu.de/birdomat