Unseren Lesern sei empfohlen, die weiter unten beschriebenen Schäden vor Ort zu besichtigen. Der Beecker Wald liegt in der Nähe der Holtmühle. Er war mit seinen schattigen Wegen gerade an heißen Tagen ein beliebtes Naherholungsgebiet. Die Wege haben sich in staubige Straßen verwandelt und nach einem wirtschaftlichen Eingriff dieser Art wird der Wald Jahrzehnte brauchen, um sich zu regenerieren.
Waldspaziergang mit NABU-Landesvorsitzender Dr. Heide Naderer im Beecker Wald zeigt Mängel in bestehender und Alternativen für zukünftiges naturnahes, klimaangepasstes Waldmanagement auf.
Dem deutschen Wald geht es schlecht. Laut Waldzustandserhebung 2022 des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft sind vier von fünf Bäumen geschädigt. Trotzdem soll er vielfältige Nutz- und Schutzfunktionen erfüllen, uns bei der Bewältigung der Klimakrise als Kohlenstoff- und Wasserspeicher dienen, Sauerstoff spenden und mit seiner Kühlungsleistung in sommerlichen Hitzeperioden das Leben erträglich machen. „Doch die Landschaft und der Wald trocknen heute menschengemacht schneller aus, weil Feuchtgebiete entwässert und der Wasserhaushalt verändert wurde. Und die angepflanzten Forstmonokulturen aus Nadelbäumen, die man vielfach antrifft, brennen viel schneller als ein naturnaher Laubwald“, sagte Dr. Heide Naderer, Vorsitzende des NABU NRW anlässlich eines Waldspazierganges im Kreis Heinsberg mit Vertreter*innen der örtlichen Politik. Am Beispiel Beecker Wald machte der NABU so auf die Mängel in der bestehenden Waldbewirtschaftung aufmerksam und zeigte Alternativen für ein zukünftig naturnahes und klimaangepasstes Waldmanagement auf.
Grund der Begehung des Beecker Waldes sind anhaltende und wiederkehrende Schäden durch eine Waldbewirtschaftung, die der Gesundheit des Waldes extrem schadet, da sie sich nicht an ökologischen Gesetzmäßigkeiten orientiert. Leider findet dieses auch in wertvollen nach EU-Recht geschützten Waldlebensräumen und während der Brutzeit von Vögeln statt. Der Beecker Wald ist ein Mischwald mit überwiegendem Laubholzanteil, der aufgrund seines Alters, der eingestreuten Reste bodenständiger Waldgesellschaften, den Restbeständen starker Eichen und Buchen sowie den Moorwäldern entlang des Mühlenbachs (FFH-Gebiet) von hoher naturschutzfachlicher Bedeutung ist. „Die allein an Gewinnmaximierung orientierte forstwirtschaftliche Nutzung hat den Wald in den letzten Jahrzehnten aber stark überprägt. Umfangreiche Durchforstungsmaßnahmen haben massive Bodenschäden verursacht. In ansonsten von Kiefern dominierten Quartieren wurden letzte verbliebene Buchen- und Eichenaltbäume entnommen. Sollte diese Entwicklung voranschreiten, ist mit einem weiteren drastischen Rückgang der an alte Habitatbäume gebundenen Waldfauna zu rechnen“, kritisierte Gabriele Kaufhold, Vorsitzende des NABU Wegberg die aktuelle „gute forstliche Praxis“ und die mangelnde Gesprächsbereitschaft der Forstwirtschaft sowie der lokalen mandatstragenden Entscheider*innen.
„Ein gesunder Wald ist im Interesse aller. Aktuell steigt durch die zunehmende Trockenheit wieder die Waldbrandgefahr. Waldentwicklung mit einem hohen Anteil von Laubbäumen, welche eine wenig brennbare und sich im Vergleich zu Nadeln schnell zersetzende Bodenstreu mit hoher Wasserspeicherkapazität bilden, sind notwendig, um das Waldbrandrisiko zu vermindern“, erklärte die NABU-Landesvorsitzende. Ein Grund mehr die eintönigen Fichten- oder Kiefernplantagen endlich systematisch in struktureiche Laubmischwälder umzubauen. Doch damit sei es nicht getan. Damit der Wald künftigen Wetterextremen standhalten und wieder gesund werden kann, müsse nicht nur er sich ändern. „Die Waldwirtschaft muss jetzt zwingend die Anforderungen, die durch Klimakrise und Biodiversitätskrise bestehen, mitdenken und umsetzen. Wenn der Wald sich arten- und strukturreich entwickeln kann und seine Böden, sein Innenklima und seinen Wasserhaushalt geschützt werden, minimieren wir künftige Risiken und gewinnen am Ende alle“, so Naderer.