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Wie das Rheinische Revier zum Eldorado für die biologische Vielfalt werden kann

Um Artenvielfalt und Ökosysteme zu schützen und erhalten, spielt die Vernetzung von Schutz- und Wildnisgebiete eine zentrale Rolle: Wertvolle, teils gefährdete Arten können so ungehindert wandern, sie befördern den genetischen Austausch und stärken die Resilienz natürlicher Lebensräume. Wie ein solcher Biotopverbund aussehen kann – dazu hat der NABU Nordrhein-Westfalen gemeinsam mit weiteren nordrhein-westfälischen Naturschutzverbänden ein Konzept für das Rheinische Revier – dem rheinischen Braunkohlegebiet – vorgelegt.

 

Mit dem Konzept sollen Lebensräumen im Rheinischen Revier regional miteinander verbunden und aufgewertet werden. Das Rheinische Revier umfasst eine Fläche von 4800 Quadratkilometer, mit drei Kohleabbaugebiete in mehreren Regierungsbezirken. Etwa ein Viertel der Fläche soll nach den Zielen des NABU NRW auf der Grundlage eines Biotopverbundkonzepts als „Kernflächen“ für die grüne Infrastruktur gesichert werden. Mindestens zehn Prozent der land- und forstwirtschaftlich genutzten Flächen sollen als Korridore zwischen den Schutzgebieten dienen.

Heide Naderer, Landesvorsitzende des NABU NRW: „Der tiefgreifende Strukturwandel im Rheinischen Revier kann und muss den systematischen Schutz von Natur und Umwelt mindestens gleichberechtigt in den weiteren Planungen berücksichtigen. Wir legen mit dem vom nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministerium geförderten Biotopverbundkonzept einen klugen Ansatz für die Vereinbarkeit unterschiedlicher Nutzungsinteressen in der Region vor.“

 

NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger: „Mit dem Braunkohleabbau im Rheinischen Revier wurden über Jahrzehnte hinweg wertvolle Lebensräume zerschnitten und zerstört. Das Konzept zeichnet vor, wie es wieder als funktionales Naturschutznetz miteinander verbunden werden kann. Es ist ein Vorzeigemodell dafür, wie Strukturwandel und die Stärkung unserer Natur in Einklang gebracht werden können. Der Biotopverbund leistet einen wertvollen Beitrag zum Erhalt der genetischen Vielfalt unserer Tier- und Pflanzenwelt und stärkt unsere Ökosysteme in Zeiten sich ständig verändernder Klima- und Umweltbedingungen.“

 

Ziele zur „Wiederherstellung einer intakten ökologischen Umwelt“ und die Schaffung eines Biotopverbundsystems sind auch im kürzlich unterzeichneten „Reviervertrag 2.0“ der Landesregierung Nordrhein-Westfalen verankert worden. Er sichert die Förderung der rheinischen Region mit bis zu 14,8 Milliarden Euro. Bis 2038 erhalten alle deutschen Tagebauregionen Finanzhilfen für den Strukturwandel von bis zu 40 Milliarden Euro über das von der Bundesregierung verabschiedete Strukturstärkungsgesetz.

 

Hintergrund

Im Weltnaturabkommen von Montréal hat sich die Weltgemeinschaft darauf verständigt, 30 Prozent Schutzgebiete an Land und Meer bis 2030 zu schaffen. Dieses Ziel ist auch in der EU-Biodiversitätsstrategie festgelegt und soll in Deutschland mit der sogenannten Nationalen Biodiversitätsstrategie umgesetzt werden. Am Donnerstag hat Bundesumweltministerin Steffi Lemke hierzu einen ersten Entwurf vorgelegt.