Jahrzehnte wurde er ignoriert, endlich ist er Naturschutzgebiet, aber schon wieder bedroht. Seit den Zeiten des Jean Joseph Tranchot (1752-1815), der in den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts das Rheinland kartographierte, haben sich Gestalt und Aufbau des Buchholzer Waldes kaum verändert.
Der Wald ist mit seiner reichhaltigen Struktur, den beachtlichen Althölzern und seiner Artenvielfalt der einzige Wald im Stadtgebiet, der seinen zahlreichen Besuchern den Eindruck vermitteln kann, wie ein mitteleuropäischer Wald einst aussah. Der Uhu kam zurück. Der Schwarzspecht brütet hier, Bussard, Sperber und Habicht, vor einigen Jahren der seltene Wespenbussard, der vielleicht einmal eine weitere Brut versucht wie der Rotmilan, der in unserer Gegend immer öfter zu sehen ist. Waldkauz und Waldohreule finden in den Bäumen ein Zuhause, der Steinkauz und die Schleiereule leben in den angrenzenden Dörfern und die Langstreckenzieher Kleiner Abendsegler und Rauhhautfledermaus profitieren von alten Buchen und Eichen. Die Rotorblätter der Windkraftanlagen sind für die genannten Vogelarten der sichere, brutale Tod, während der sogenannte Infraschall bei den kleinen Fledermäusen die Lungen platzen lässt.
Jetzt aber, nachdem eine humane Abstandsregelung und die Berücksichtigung planungsrelevanter Arten von der Bundes- und Landesregierung weitestgehend zu Makulatur gemacht wurden, sind auf einer engen Fläche südlich des Waldes zwischen den Dörfern Buchholz, Herrath und Wickrathhahn Windkraftanlagen geplant, die in ihrer modernsten Version eine Höhe von 330 Metern erreichen könnten. Die Harmonie einer dörflich und landwirtschaftlich geprägten Kulturlandschaft wäre somit zerstört und auch für Zugvögel eine weitere tödliche Bedrohung geschaffen. Um es aber gleich vorweg zu sagen, unsere Kritik richtet sich nicht gegen die Technik der Windkraftanlagen, sondern gegen den Standort, zumal dieser am Bildschirm ohne nähere Ortskenntnisse oder Informationen für die Bevölkerung geplant wird.
In der Nähe des Waldes wurde eine Soht, also ein Grabensystem, welches in den Jahrhunderten vor der Kanalisation für die Entwässerung der Dörfer verantwortlich war, so erfolgreich renaturiert, dass Arten, die in Mönchengladbach vom Aussterben bedroht sind oder seit gut einem halben Jahrhundert als verschollen galten, zurückkehrten: der Kiebitz, die Wachtel, das Schwarzkehlchen. In den Wintermonaten können Spaziergänger den gaukelnden Tiefflug der Kornweihe bewundern. Als Brutvogel in Nordrhein-Westfalen sehr selten verbringen Vögel, die aus nordosteuropäischen oder russischen Regionen stammen, die kalten Tage in unseren Breiten. Der Ornithologe Dr. Heinrich Gerards hat nach Jahren fleißiger Feldarbeit einen Aufsatz über die Renaturierungsarbeiten verfasst, den wir gleich im Anschluss veröffentlichen. Wir bedanken uns. Eine Windkraftanlage in der Nachbarschaft würde die Renaturierung erheblich gefährden und an- oder abreisende Kornweihen mit hoher Wahrscheinlichkeit töten.
Mit Fug und Recht haben Bürger, die sich um ihre Lebensqualität und um den Wert ihrer Häuser sorgen (das wohl erhaltene Wohnhaus der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Beckrather Mühle liegt mitten im Planungsgebiet), die Bürgerinitiative „Gegenwind“ gegründet. Wir unterstützen diese Initiative und bitten unsere Leser, mit ihrer Unterschrift das Gleiche zu tun.
Vielen Dank und alles Gute für das neue Jahr.
Fotos: Caroline Dormans