Bei der „Stunde der Gartenvögel“ 2025 setzt sich der Abwärtstrend der gesichteten Vögel pro Garten deutlich fort
Berlin/Düsseldorf – In Deutschlands Gärten und Parks piept und zwitschert es immer weniger. Bei der bundesweiten „Stunde der Gartenvögel“ am zweiten Maiwochenende wurden im Schnitt nur noch 28,45 Vögel pro Garten gezählt. Das ist ein deutlicher Rückgang im Vergleich zu 2024, wo es noch knapp 30 waren. Vor zehn Jahren wurden dagegen noch 36 Vögel pro Garten gesichtet. Dieser Trend fällt auch in Nordrhein-Westfalen nicht besser aus. Hier sind es aufgrund der hohen Besiedlungsdichte des Bundeslandes sogar noch einmal etwas weniger: Der Durchschnitt liegt hier bei 27,3 Vögel pro Garten. Nochmal ein Abnahme gegenüber 2024 mit 28,7 gezählten Vögeln pro Garten. Vor zehn Jahren wurden immerhin noch 34,4 Vögel pro Garten gezählt.
„Das sind erschreckende Zahlen. Aber wirklich überraschend sind sie nicht“, so Dr. Heide Naderer, Vorsitzende des NABU Nordrhein-Westfalen. Der anhaltende Rückgang der biologischen Vielfalt auf unseren Äckern, am Waldrand und in Gärten wirkt sich natürlich auch auf unsere Vogelwelt aus. Während sich einige Flaggschiffarten wie Wanderfalke oder Weißstorch dank umfangreicher und langjähriger ehrenamtlicher Naturschutzarbeit wieder erholen, hält der schleichende Artenverlust in der Fläche an. Immer mehr Vögeln fehlt die Nahrung, der Nistplatz, der Lebensraum – insbesondere auch im Siedlungsraum. „Der Schutz der biologischen Vielfalt darf auf Landesebene nicht länger eine Nebensache sein, sondern muss endlich als eine der zentralen Zukunftsaufgaben unserer Zeit begriffen werden“, so Naderer weiter.
„Neben Einzeleffekten wie die Verbreitung von Krankheiten für bestimmte Arten haben viele Populationen, die in unsere Städte und Dörfer kommen, mit fehlender Nahrung, Hitze, Trockenheit und anderen Problemen zu kämpfen“, erklärt Christian Chwallek, Vogelexperte beim NABU Nordrhein-Westfalen. Die Amsel und ihr kontinuierlicher Rückgang sei hierfür ein gutes Beispiel. Ihr Bestand leide nicht nur unter dem immer wieder auftauchenden Usutu-Virus, das zu landes- wie bundesweiten Verlusten führt. „Die Amsel hat zudem besonders unter Dürreperioden während der Jungenaufzucht zu leiden. Während einer solchen Phase erreicht sie ihre Hauptnahrung Regenwürmer nicht mehr, da sich diese in tiefere Bodenschichten zurückziehen, wo sie geschützt vor Austrocknung überdauern – unerreichbar für die Amsel.“
Bei der Zählung stand die Amsel deshalb besonders im Fokus. Hier bestand der Verdacht, dass das in einigen Regionen im vergangenen Sommer wieder stark aufgetretene Usutu-Virus sich bei den Sichtungen bemerkbar machen könnte. „Das scheint sich leider zu bewahrheiten“, so Chwallek weiter „Im vergangenen Jahr wurden vor allem aus Norddeutschland aber auch in Nordrhein-Westfalen mehr Verdachtsfälle zu Infektionen mit dem Virus gemeldet als in den Vorjahren. Bei der Vogelzählung im Mai wurden in diesen Regionen auch deutlich weniger Amseln pro Garten gemeldet.“ Eine Infektion mit dem tropischen Virus verlaufe bei Amseln häufig tödlich, was den Bruterfolg im Vorjahr deutlich beeinflusst haben kann und sich nun offenbar in den verminderten Sichtungen niederschlage.
Die Vogelzählung des NABU fand bereits zum 21. Mal statt. Die NABU-Ornithologen und-Ornithologinnen können sich dank der zahlreichen engagierten Teilnehmenden ein gutes Bild der Bestandtrends über die Jahre machen. Bei der diesjährigen „Stunde der Gartenvögel“ haben bundesweit über 57.000 Menschen mitgemacht und Vögel aus mehr als 39.000 Gärten und Parks in ganz Deutschland gemeldet. In NRW meldeten über 9000 Vogelfreunde und -freundinnen aus rund 6.600 Gärten ihre Beobachtungen.
Ergebnisse nach Bundesländern: http://www.NABU.de/gartenvoegel-auswertung
Unter https://nrw.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/stunde-der-gartenvoegel/ergebnisse/16755.html finden sich direkt die Ergebnisse für NRW