Die Wiesenweihe

Die Wiesenweihe ist ein sehr schlanker Greifvogel mit langen, spitzen Flügeln. Sie ist die kleinste und zierlichste unserer europäischen Weihen und ist erkennbar kleiner als ein Bussard.

 

Die elegante Flugweise der Wiesenweihe erinnert an den seichten, schaukelnden Flug einer Möwe. Ihre interessantesten Flugkünste zeigt sie besonders während der Balz. Bei den Balzflügen stürzt sich das Männchen kopfüber auf das Weibchen, das sich zur Abwehr auf den Rücken wendet und dem scheinbaren Angreifer die Klauen entgegenstreckt. Diese Flugakrobatik wird mehrfach wiederholt. Beim sog. Suchflug nach Nahrung gaukelt die Wiesenweihe niedrig über ihr Jagdrevier, verweilt auch an manchen Stellen zu einer genaueren Beobachtung und lässt sich oft mit weit vorgestreckten Beinen zu Boden fallen. Nicht immer macht sie dabei Beute. Ihre relativ schwachen Klauen ermöglichen es ihr nicht, Jagd auf größere Beutetiere zu machen. Die früheren Jagdaufseher betrachteten deshalb Wiesenweihen nicht als Jagdkonkurrenz. Dennoch wurden Sie nicht vom Abschuss verschont, weil sie als Jagdtrophäe in der Jägerschaft sehr beliebt war, besonders das wunderschön graublau gefiederte Männchen.

 

Die Wiesenweihe war noch bis Mitte des letzten Jahrhunderts ein gelegentlicher Brutvogel im südlichen Niederrhein. Ein letztes Brutvorkommen in Mönchengladbach wurde von den damaligen Ornithologen 1959 im Sasserather Feld beobachtet. Seitdem kommt diese Weihe bei uns nur noch als vereinzelter und unregelmäßiger Durchzügler oder Rastvogel vor. Der ursprüngliche Lebensraum der Wiesenweihen waren weite Sumpf- und Feuchtgebiete ohne hohe Vegetation, nasses Wiesenland und große Kahlschläge in Bruchlandschaften. Ab den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts wurden solche Gebiete zur Landgewinnung rücksichtslos entwässert, wodurch sich Wiesenweihen zwangsweise neue Lebensräume und Brutgebiete suchen mussten. Getreidefelder wurden zunehmend als alternative Ausweichgebiete aufgesucht. Dort sind sie jedoch als Bodenbrüter auf Gedeih und Verderben auf den Zeitpunkt der Getreideernte angewiesen. Bei zu früher Ernte fallen Brut oder Jungvögel unweigerlich den großen Erntemaschinen zum Opfer. Die schönen Wiesenweihen sind Zugvögel, die in Afrika den Winter verbringen. In Deutschland sind sie inzwischen vom Aussterben bedroht und werden auf der sog. Roten Liste der bedrohten Tierarten geführt.

 

Text: Ludwig Winkens 8/25
Foto: Willi Eckers

Steckbrief

Größe Körperlänge um 45 cm; Gewicht ca. 300 g
Nahrung Vor allem Kleinsäuger, Amphibien, Vögel und auch Insekten
Brut Horst mit 4 bis 6 weißen Eiern am Erdboden, oft in der Nähe von Gewässern
Vorkommen

Außer im nördlichen Teil Skandinaviens in gesamt Europa beheimatet