NABU-Landesgeschäftsführer Krause-Heiber: Kürzungen bei Freiwilligendiensten schwächen sozialen Zusammenhalt
Düsseldorf – Sparen auf Kosten der jungen Generation und des Naturschutzes – für den NABU und seinen Jugendverband, die NAJU, in Nordrhein-Westfalen ein No-Go. „Die Sparpläne der Bundesregierung bei den Freiwilligendiensten schlagen 1:1 im Naturschutz durch. Sie gefährden die Arbeit in den Schutzgebieten, die der NABU betreut, den Artenschutz und die Umweltbildung. Jungen Menschen wird so die Chance genommen, sich für das Gemeinwohl einzusetzen und sich beruflich zu orientieren. Wir fordern mehr Investitionen für die junge Generation statt weniger“, sagt NABU-Landesgeschäftsführer Jonas Krause-Heiber.
Bundesregierung muss Naturschutzarbeit stärken
Krause-Heiber betont: „Freiwilligendienste sind eine Zukunftsinvestition in unsere Gesellschaft. Junge Menschen lernen in den NABU-Einrichtungen und bei der NAJU ganz praktisch kennen, was es heißt, sich für das Gemeinwohl zu engagieren. In den Freiwilligendiensten erhalten sie die Möglichkeit, Berufserfahrung in einem geschützten Rahmen zu sammeln und können danach gestärkt in ihre Berufs- oder Hochschulausbildung starten. Wer hier kürzt, schwächt den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Am Ende kommt uns das sehr teurer zu stehen. Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussionen in Politik und Gesellschaft über ein sogenanntes Pflichtjahr kann die Option nur sein, Bestehendes und Bewährtes zu stärken. Daher fordern wir nicht nur eine Fortschreibung, sondern eine Ausweitung der Mittel, um mehr jungen Menschen einen Freiwilligendienst zu ermöglichen.“
Sparpläne gefährden Arbeit in NABU-Naturschutzzentren
Der NABU übernimmt gemeinsam mit den jungen Freiwilligendienstleistenden Pflichtaufgaben des Landes. Dabei lernen die jungen Menschen praktischen Natur- und Artenschutz kennen, etwa bei der Vogelpflege und der Schutzgebietsbetreuung. Fallen Plätze aufgrund der Kürzungen in den Freiwilligendiensten weg, gefährdet das auch die in den Koalitionsverträgen in Bund und Land festgesetzten Ziele, so Krause-Heiber weiter.
Kürzungen bedrohen Pflege der Schutzgebiete
Am Niederrhein sind durchgehend vier Plätze im freiwilligen Jahr mit jungen Menschen besetzt, die BFD oder FÖJ bei der NABU-Naturschutzstation Niederrhein in Kleve ableisten. Sie arbeiten aktiv nach Möglichkeiten und persönlichen Neigungen im aktiven Naturschutz und der Bildungsarbeit. „Keine Exkursion zu den arktischen Wildgänsen findet ohne „freiwillige“ Begleitung statt, keine Waldexkursion zum Kindergeburtstag ohne junge Kolleg*in. Die Teilnehmenden am freiwilligen Jahr sind unsere jüngste Verbindung zu den Gästen und der direkteste Draht zum Nachwuchs“, lässt Dietrich Cerff als Leiter der Naturschutzstation keinen Zweifel an seinem Bekenntnis für die freiwilligen Kolleg*innen. „In allen Einsatzstellen, die ihre BFD-Plätze dem NABU als Zentralstelle zuordnen, ist der BFD ein Erfolgsmodell“, bekräftigt Mirjam Hippchen von der BFD-Regionalstelle West in Düsseldorf. Neben den NABU-Gliederungen haben sich auch Tierschutzvereine, Standorte des Landesamts für Naturschutz oder Biologische Stationen eindeutig dafür entschieden.
Jedes Jahr bietet auch die NAJU-Landesgeschäftsstelle vier jungen Menschen die Möglichkeit für einen Bundesfreiwilligendienst. „Bei uns sammeln sie essentielle Erfahrungen für ihr Berufsleben. Sie unterstützen bei Seminaren und Freizeiten, können Ideen einbringen und umsetzen. Der vielfältige Einblick, den sie in alle Arbeitsbereiche eines Jugendverbandes erhalten, ist eine einmalige Chance, sich auszuprobieren. Viele Freiwillige setzen sich über die Dienstzeit hinaus aktiv ehrenamtlich ein. So fördern die Freiwilligendienste langfristig Ehrenamt und Nachwuchsgewinnung“, betont NAJU-Landesgeschäftsführerin Nathalie Wegner.
NABU und NAJU hatten bereits in einem offenen Brief die Fraktionsvorsitzenden der Regierungsparteien aufgefordert, die Kürzungen zu stoppen. Der NABU NRW hat zudem alle Landtagsabgeordneten in Nordrhein-Westfalen angeschrieben und führt Gespräche mit einzelnen Abgeordneten, um den Forderungen weiteren Nachdruck zu verleihen. „Die Jugendverbände brauchen ausreichende Finanzmittel, Planungssicherheit und Rückenwind aus der Politik statt ein Streichkonzert“, sagt Wegner. Mehr als 100.000 Menschen aus ganz Deutschland haben sich zudem mit der Petition „Freiwilligendienste stärken“ an den Deutschen Bundestag gewandt.
Hintergrund:
Der aktuell im Bundestag vorgelegte Entwurf zum Bundeshaushalt 2024 sieht vor, die Mittel für den Freiwilligendienst im ersten Schritt um 78 Millionen Euro (von 328 auf 250 Mio. Euro) und 2025 erneut um 36 Millionen Euro zu kürzen, in Summe um 36 Prozent. Dabei ist der Naturschutz bereits aktuell unterfinanziert. Bei den finanziellen Mitteln des Kinder- und Jugendplans werden die gestiegenen Ausgaben für Verpflegung, Material, Unterbringung von Teilnehmenden bei Veranstaltungen sowie Lohn- und Bürokosten gänzlich außer Acht gelassen. Im Koalitionsvertrag sind dagegen Investitionen in den Bereich Kinder, Jugend und Freiwilligendienste angekündigt.
NABU und NAJU haben die Pläne in einem Offenen Brief kritisiert.