Die Gartengrasmücke

Die bei uns eher spärlich vorkommende Gartengrasmücke gehört zu den besten und talentiertesten Sängern unserer heimischen Vogelwelt. Sie ist vollkommen unscheinbar gefärbt und lebt sehr im Verborgenen. Sie verlässt nur ganz kurz ihre Deckung, um gleich wieder im Gebüsch zu verschwinden. Nur ihr Gesang verrät uns ihre Anwesenheit.

 

Nicht nur die Gesangsleistungen des kleinen Vogels sind bemerkenswert, sondern auch die Flugleistungen. Gartengrasmücken überfliegen auf dem Weg in ihr Winterquartier die Sahara bis zum Äquator, teilweise sogar bis nach Südafrika. Ende April kommen die ersten Vögel wieder in ihren Brutgebieten in Deutschland an und verbleiben bei uns bis max. Mitte September.

 

Anders als man aus dem Namen schließen könnte, zeigt der sehr scheue Vogel keineswegs besondere Vorlieben für Gärten. Gartengrasmücken bevorzugen gebüschreiches und offenes Gelände. Sie fühlen sich daher an Waldrändern und -lichtungen, in Auwäldern, Parks sowie in großen verwilderten Gärten besonders wohl. Ihr Gesang ist wohltönend und wird in langen anhaltenden Strophen vorgetragen. Sie imitieren manchmal Stimmen anderer Vögel nach, z.B. den Buchfinkenschlag. Wegen ihres ausgezeichneten Gesanges und ihres zahmen Verhaltens in der Gefangenschaft wurden sie früher gerne als Stubenvögel gehalten.

 

Der Name Grasmücke hat weder mit Gras noch mit einer Mücke etwas zu tun. Diese Bezeichnung wurde aus dem mittelhochdeutschen „gra smucka“ indirekt abgeleitet, was man mit Grauschlüpfer übersetzen könnte. Also ein grauer Vogel, der durch dichtes Gebüsch schlüpft.

 

Im Rheinland bezeichnete der Volksmund die Gartengrasmücke aufgrund ihres langanhaltenden Gesanges die „Taatsch“ oder „Jrastaatsch“, und zwar in Anlehnung an eine sich in Rage schimpfende Weibsperson, die man früher bei uns eine „Taatsch“ nannte. Eine weitere Bezeichnung des kleinen Vogels war „Jardineprädijer“, denn die Gartengrasmücke singt so ausdauernd wie eine Frau, die eine Gardinenpredigt hält.

 

Text: Ludwig Winkens, 06/24

Fotos: Willi Eckers

Steckbrief

Größe

Körperlänge 14 cm; Gewicht bis 20 g

Vorkommen Ein nahezu in ganz Europa verbreiteter Zugvogel
Nahrung Wie bei den meisten anderen Grasmückenarten Insekten und Beeren
Brut Das Nest befindet sich nur knapp über dem Boden; meist 5 gelblichgrüne Eier