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Wetter wirkt sich deutlich auf Schmetterlinge aus

Düsseldorf – Wie bereits in den vorangegangenen Jahren rief der NABU NRW zur alljährlichen Schmetterlings-Zählaktion auf. Im Rahmen des neuen Projektes „Mehr Platz für Falter – Jetzt wird´s bunt!“ waren wieder alle Schmetterlingsfreunde und -freundinnen in ganz NRW aufgerufen, ihre Beobachtungen zu melden.

 

Neu war: Neben zwölf Tagfalterarten standen in diesem Jahr auch sechs Nachtfalterarten im Fokus der Zählaktion. Dennoch wurden in den rund vier Wochen vom 15. Juni bis 15. Juli gerade einmal 9850 Falter gemeldet. „Damit liegen die diesjährigen Ergebnisse noch deutlich hinter dem schon schwachen Ergebnis aus dem Jahr 2019 mit 12.000 gemeldeten Beobachtungen. Eine besorgniserregende Entwicklung“, so Christian Chwallek, stellvertretender Vorsitzender des NABU NRW.
 
Die Ergebnisse im Einzelnen: Mit 1300 Meldungen behauptet die Gruppe der Kohlweißlinge erneut ihre Spitzenposition. Rund 900-mal wurden Tagpfauenaugen beobachtet, während der Admiral mit etwa 650 Meldungen auf Platz 3 landet. Das Große Ochsenauge und der Kleine Fuchs liegen mit 600 und 500 Zählungen auf Platz 4 und 5. Wie auch in den Vorjahren wurden regelmäßig verschiedene Dickkopffalter (350) gemeldet – eine Artengruppe wie die Kohlweißlinge. Auch der Zitronenfalter (250) konnte regelmäßig gesichtet werden. C-Falter und Schornsteinfeger liegen bei der diesjährigen Zählung mit jeweils 200 Beobachtungen dicht vor der Gruppe der Bläulinge (150). Nur rund 100-mal wurden Distelfalter beobachtet. Schlusslicht bildet das Landkärtchen, das dieses Jahr erstmalig im Rahmen der Zählaktion des NABU NRW gezielt erfasst wurde.
 
Etwa 95 % der rund 2500 Schmetterlingsarten in NRW sind Nachtfalter. Doch sie sind kaum bekannt, oder werden für Tagfalter gehalten, weil sie tagsüber fliegen. Um stärker auf diese Artengruppe aufmerksam zu machen, wurden erstmalig auch sechs Nachtfalterarten erfasst. Dennoch wurden nur 300 Beobachtungen der ausgewählten Arten gemeldet. Mit rund 100 führt dabei der Ockergelbe Blattspanner das Feld an, dicht gefolgt von der Gammaeule (70). Etwa 50-mal wurden Taubenschwänzchen und Weißer Schwarzaderspanner beobachtet. Sechsfleck-Widderchen und Ampferspanner wurden mit jeweils 15 Exemplaren am seltensten gesichtet. „Interessant werden die Ergebnisse der gemeldeten Nachtfalter erst mit der nächsten Zählaktion, weil dann Vergleichsdaten vorliegen, die sich interpretieren lassen“, so Karl-Heinz Jelinek, Sprecher des Landesfachausschusses Entomologie im NABU NRW.
 
Die geringen Meldezahlen seien einerseits auf die vielen Regentage zurückzuführen, die in den Aktionszeitraum fielen. Nicht nur Schmetterlinge flögen am liebsten bei trockenen, windstillen Bedingungen, auch die Menschen ziehe es an solchen Tagen eher nach draußen. Es gäbe jedoch noch andere Gründe für die besorgniserregenden Ergebnisse der Zählaktion, erklärt Jelinek: „Durch die Kälte des diesjährigen Frühjahrs haben sich viele Arten deutlich später entwickelt als in den Vorjahren und sind teilweise auch seltener. Zudem wirken sich die vergangenen Dürresommer nachhaltig auf die Schmetterlingszahlen aus.“
 
So sei es nicht verwunderlich, dass beispielsweise das Landkärtchen sehr selten beobachtet wurde, seien doch die Bestände im Sommer 2018 vielerorts durch die bei Hitze und Trockenheit welkenden Brennnesseln zusammengebrochen. Denn die Raupen des Falters ernähren sich ausschließlich von Brennnesseln. „Vermutlich wird es noch einige Jahre dauern, bis sich diese Art wieder erholt hat“, befürchtet der NABU-Schmetterlingsexperte. Anders hingegen bewertet Jelinek die Bestandsentwicklung von Arten wie Tagpfauenauge und Admiral, die ebenfalls an Brennnesseln leben. „Diese Arten werden mit den Dürreperioden besser zurechtkommen, weil sie als sehr mobile Arten eher in der Lage sind, Verluste auszugleichen.
 
Ziel der Zählaktion ist es einerseits auf Schmetterlinge aufmerksam zu machen und die Mitmenschen für die heimische Artenvielfalt zu sensibilisieren. Andererseits sollen möglichst viele Menschen motiviert werden, ihre Gärten und Balkone falterfreundlich zu gestalten. Denn in naturnahen Gärten mit den richtigen Pflanzen und Strukturen finden zahlreiche Schmetterlingsarten nicht nur Nahrung, sondern auch einen Lebensraum. Tipps und Anregungen für eine schmetterlingsfreundliche Gartengestaltung hat der NABU für alle Interessierten auf der Projekt-Internetseite unter www.platzfuerfalter.de zusammengestellt.