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„Sofortprogramm Biologische Vielfalt“ für NRW

Am 7. Dezember startete die Weltbiodiversitätskonferenz CBD COP15 (Convention of Biological Diversity at the 15th Conference of Parties) im kanadischen Montreal. Mehr als 190 Vertragsstaaten verhandeln bis zum 19. Dezember über ein neues Abkommen zum globalen Schutz und Erhalt der Artenvielfalt und natürlicher Lebensräume.

 

„Die Weltgemeinschaft hat nun knapp zwei Wochen Zeit ein globales Abkommen auf den Weg zu bringen, das für eine wirkliche Trendwende beim Verlust von Lebensräumen und Artenvielfalt sorgt. Damit das Abkommen keine folgenlose Absichtserklärung bleibt, sondern zum Erfolg wird, braucht es echte Verbindlichkeit. Der Schutz der Biodiversität muss oberste Priorität haben - weltweit, aber auch in Nordrhein-Westfalen“, erklärte Dr. Heide Naderer, Vorsitzende des NABU NRW. Denn es werde zwar weltweit verhandelt, doch umgesetzt werden muss das Abkommen in den Ländern und den einzelnen Regionen. 

 

„Leider fehlt zur dringend notwendigen Rettung der biologischen Vielfalt in Nordrhein-Westfalen die konkrete Umsetzung sowie vor allem die entsprechenden finanziellen Zusagen“, so Naderer weiter. Der NABU NRW forderte die schwarz-grüne Landesregierung deshalb erneut auf, den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen nicht nur mit Worten anzuerkennen, sondern mit Maßnahmen abzusichern, wie sie in der Volksinitiative Artenvielfalt NRW gefordert wurden. Naderer: „Seit 2015 hat NRW eine Biodiversitätsstrategie, deren Maßnahmen nur zögerlich oder gar nicht angegangen werden. Das muss sich ändern. NRW braucht ein Sofortprogramm für den Erhalt der biologischen Vielfalt – jetzt!“ Schutzgebiete müssten zukünftig ihrer Funktion gerecht werden können, biologische Vielfalt ohne Einschränkungen zu sichern. Lücken im landesweiten Schutzgebietsnetz müssen kurzfristig geschlossen werden. Und zur Sicherung und zum Verbund von urbanen Biotopen brauche es dringend finanzielle Unterstützung für die Kommunen.

 

Doch die Verbesserung der Situation in Schutzgebieten und in urbanen Räumen allein wird nicht reichen, um eine Trendwende für Natur und Arten zu erreichen. Das Land ist ebenso in der Verantwortung den Erhalt der Biodiversität in der Fläche zu garantieren - dreiviertel davon wird in Nordrhein-Westfalen landwirtschaftlich und forstwirtschaftlich genutzt. Die „Zukunftskoalition“ aus CDU und Grünen muss daher dringend die Pestizid- und Nährstoffeinträge in die Landschaft um mindestens 50 Prozent reduzieren. Zudem sei die ökologisch genutzte landwirtschaftliche Fläche auf mindestens 25 Prozent auszuweiten. Dies sei durch geänderte Förderanreize und die Schaffung neuer Absatzmöglichkeiten, wie die Umstellung aller Landes- und kommunalen Kantinen auf die ausschließliche Verwendung von naturverträglich produzierten Lebensmitteln, leicht erreichbar. „Zumindest damit könne die Landesregierung morgen schon beginnen“, so die NABU-Landeschefin. Zielführende Bemühungen aus der Landwirtschaft müssten entsprechend aufgegriffen und Leistungen für Biodiversitäts- und Klimaschutz honoriert werden. Zudem sei die Ausweitung der Wildnisentwicklungsgebiete im Staatsforst und durch Anreize im Privatwald auf 10 Prozent der Gesamtwaldfläche in NRW umgehend zu planen.

 

Nicht nur das Umweltministerium sei hier in der Pflicht, insbesondere Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Fischerei, Verkehr, Industrie, Handel und Finanzsektor und die zuständigen Ministerien müssten jetzt konkret jeweils ihren Beitrag zu den Zielen der NRW-Biodiversitätsstrategie liefern. Naderer: “Die Strategie ist seit Jahren vorhanden – sie muss jetzt finanziell ausgestattet und durch entsprechende Umsetzung mit Leben gefüllt werden. Ein Warten auf internationale und bundesweite Vorgaben ist nicht nötig. Die „Zukunftskoalition“ könnte versuchen ihrem selbstgewählten Titel gerecht zu werden und die Lebensgrundlagen der jetzigen und künftigen Generationen zu sichern.“ 

 

Das Handlungsprogramm Natur und Umwelt 2023 des NABU NRW ist unter www.NABU-NRW.de/wahl22 zu finden.

 

Die Studie der Naturschutzverbände BUND NRW und NABU NRW zur Umsetzung von zwei Prozent Wildnisgebieten in Nordrhein-Westfalen ist unter https://nrw.nabu.de/news/2022/31718.html zu finden.